IBM, HP oder Sun: Wer setzt die Utility Computing Standards?
Die Konzepte für das Infrastruktur-Management gleichen sich. IBM, HP und Veritas versuchen, in Standardisierungsgremien und mit neuen Produkten Boden gut zu machen.
Im Ringen um die vorherrschenden Standards für Utility Computing liefern sich die drei hauptsächlichen Vordenker derzeit einen harten Kampf. Hewlett-Packard (HP) geht dabei den Weg über die Etablierung altbekannter und gewohnter Techniken, während Sun Microsystems auf die etablierten Gremien wie W3C oder OASIS setz. IBM wagt für seine On-Demand-Strategie einen Sonderweg: Weniger bekanntew Standardisierungsgremien und die industrieübergreifende Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern sollen hier helfen, die eigene Version zu etablieren.
Konzerne wie der IT-Dienstleister EDS und Computer Associates hatten erst im Oktober 2003 die ‘Data Center Markup Language’ (DCML) als einheitliche Sprache für die Administrationsschicht einer kohärenten Rechenzentrumsverwaltung vorgestellt. Das ist eine für heterogene Landschaften angepasste Programmiersprache, mit der Unternehmen ihre Datenzentren verwalten sollen.
IBM scheint nun die ‘Distributed Management Task Force’ (DMTF) als Mittel zu diesem Zweck entdeckt zu haben. Die DMTF ist eine Unternehmensvereinigung, in der Hard- und Softwareunternehmen an Standards für die Rechnerverwaltung via Netzwerk arbeiten. Die Organisation hat sich jetzt eine neue Arbeitsgruppe zugelegt: die ‘Utility Computing Working Group’. Ziel der neuen Arbeitsgruppe ist es, offene Fragen zwischen den einzelnen Anbietern von Hard- und Software für die geforderten On-Demand-Aufgaben zu beantworten.
Die Utility Computing Working Group soll sicherstellen, dass Utility-Computing- Umgebungen auch tatsächlich unter eine einzige Verwaltungsdecke passen und entsprechend der vom Anbieter versprochenen Leistungen auf Befehle reagieren. Im Juni werde die Arbeitsgruppe die ersten Entwürfe für ‘Utility Computing Infrastructure Services’ veröffentlichen. Man plane auch eine Zusammenarbeit mit den Standardisierungsgremien W3C und OASIS, hieß es. IBM sichert sich also bei den großen Gremien ab, die die zukünftige Technikentwicklung für die gesamte Industrie abstecken müssen.
Pikantes Detail: Die neue Arbeitsgruppe hat zwei Vorsitzende. Einer kommt von IBM, der andere vom Speichersoftware-Hersteller Veritas. Branchenkenner sehen in all dem einen Versuch der Unternehmen, Mitbewerbern wie HP und Sun beim Rennen um die Utility Computing-Standards davon zu sprinten.
Sun scheint den direkten Weg zu den etablierten Gremien vorgezogen zu haben. Produktmanager Ingo Frobenius sagt gegen über silicon.de: “Für unseren Ansatz ‘N1’ ist klar, dass wir keinen proprietären Standard gründen wollen, sondern stellen unsere Standardisierungen den bereits zuständigen Gremien wie dem W3C zur Verfügung; wir bauen offene Standards, weil sie besser und schneller die Probleme lösen können, die die Kunden haben.” Zwar sei auch N1 genauso wie andere Ideen noch eine Vision, aber “einige Hersteller vergessen bei ihren Ansätzen, dass die Kunden genau jetzt Probleme haben, nicht erst morgen”.
Dazu gehöre für Sun, DCML anzuerkennen. Die Programmiersprache sei als XML-Dialekt denkbar weit einsatzfähig, sagt er und lässt nebenbei fallen, dass es zwei Sun-Mitarbeiter waren, die zu den fünf XML-Vätern für die Anmeldung als Standard gehört hatten. Ferner sei ‘Web Based Enterprise Management’ ein solcher offener Standard, der sich für den Einsatz in heterogenen Rechenzentren eignet. “Computer Associates hat sich hier schon angeschlossen und auch für N1, wofür wir jetzt das Grid Provisioning System zur besseren Verteilung von Webservices im Rechenzentrum angeboten haben.” Andere Hersteller, so sagt er, seien aber groß und stark genug, sich über bestehende Gremien hinwegzusetzen und einfach den Kunden ihre Standards aufzudrücken.
HP versucht auf ganz eigene Weise, seine Utility Computing- Lösungen als Standard zu etablieren. Im Speziellen soll sich HPs Utility Computing durch die kürzlich angekündigten Serverfamilien und die Art, wie diese ausgerüstet sind, besser von ähnlichen Ansätzen abheben. Das sagten die zuständigen Manager nun mit Blick auf die potentiellen Kunden. “Wer über Standards redet, meint heute meist I/O, Java, Dotnet oder ähnliches. Das sind natürliche Annahmen”, sagt John Raphaelson, Chief Architect in der HP-Abteilung für Adaptive Enterprise. HP werde Standards als etwas definieren, was als Technik oder Lösung die Effektivität und Beweglichkeit der Kunden nach deren Wünschen ermögliche. Dabei sei es eine nicht zu unterschätzende Hilfestellung, wenn HP versuche, den Kunden bei der Standardisierung ihres ganzen Geschäfts zu helfen.
Das Unternehmen will im Vergleich zu ähnlichen Konzepten der Server-Verwaltung in großen Rechenzentren – IBMs ‘on Demand’, Suns ‘N1’ und Plattformen von Dell bis hin zu Oracle – die Kunden mit Grid-Funktionen bei den neuen Servern locken. Diese beinhalten einer Architekturerweiterung auf Basis der ‘Advanced Architecture in Richtung der Itanium II-Chips von Intel und Schnittstellenerweiterungen. Für HP ist bei dem formulierten Ansatz unumgänglich, dass die Anwender bei dem einmal eingeschlagenen Weg bleiben. Das heißt: Halbleiter von Intel und Betriebssysteme von Microsoft. Doch gerade bei diesen Themen findet gerade ein Paradigmenwechsel statt.