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Loblied auf Microsoft

In den 70ern musste man – “man(n)!”, wie man es damals geschrieben hat – deswegen auch immer treuherzig versichern, dass man sich von auch noch so prächtigen weiblichen sekundären Sexualmerkmalen überhaupt nicht beeindrucken lässt. Wichtiger ist schließlich der Charakter eines Menschen.
Er ist. Trotzdem schaut man, beziehungsweise man(n)!, zuerst woanders hin.

Weitaus weniger realitätsfremd ist da schon die Political Correctness (PC) der Heiligen Mutter Kirche, die nach Beginn der christlichen Zeitrechnung während vieler Jahrhunderte verbindlich war. Die sieht ja eigentlich auch nicht vor, dass sich unter einer Soutane ein Libido-getriggertes Hydraulik-System befindet.

Trotzdem geht man in Klerikerkreisen seit jeher sehr unbefangen mit diesem Fakt um. Kardinal Rodrigo Borgia, der spätere Papst Alexander VI, etwa versprach 1492 seinem greisen Kollegen Gherardo für dessen Stimme im Konklave ein Stündchen blühenden Lebens in Gestalt von seiner, Borgias, wunderschöner Tochter Lucrezia.

Deren Anblick überwältigte den Kardinal zwar derart, dass er auf der Stelle verschied und so die Belohnung für sein Wohlverhalten nicht mehr in Anspruch nehmen konnte. Den äußerst pragmatischen Umgang mit einer rigiden Moral aber illustriert es allemal.

Sowas geht immer. Und politisch korrekt ist’s auch, wenn’s unter’m Teppich, respektive unter der Soutane, bleibt.

Spätere PCs sahen, beziehungsweise sehen, vor, dass man statt Schweinsbraten Müsli aß. Dass Menschen mit geringerer Hautpigmentierung, die fälschlicher Weise  Weiße genannt werden, jene mit ausgeprägter Pigmentierung nicht als Schwarze bezeichnen. Sie werden statt dessen Farbige genannt – von Leuten, die sich im Umkehrschluss allerdings nicht farblos heißen würden.

Politically correct ist es, von denen, die – wenn’s danach ist – ohne viel Aufhebens gefeuert werden, zu sagen, dass der Mensch immer im Mittelpunkt steht. Und eine Gruppe jener, die im Job bloß parieren müssen, nennt man ein Team. Das gehört ebenfalls zur PC.

Also die Polical Correctness ist eine äußerst heikle Angelegenheit. In der entwickelten Informationsgesellschaft nun mit Open Source, GNU, Linux und all dem Zeug, da gibt’s ebenfalls eine PC. Und gegen die – deswegen das ganze ‘Geeiere’ – verstößt man auch nicht ungestraft.

Trotzdem: Es muss sein – und gesagt werden: Die Jungs von Microsoft haben da mal wirklich eine gute Idee gehabt. Nein, es ist nicht pc, ausgerechnet Microsoft zu loben. Aber es ist ja nur das eine Mal. Und auch nur wegen dieser Idee. Black Penny heißt sie und soll gegen Spam helfen.

Der Grundgedanke: Spam gibt’s deshalb, weil mailen nix kostet. Also braucht man doch bloß erst einmal abzukassieren, bevor gemailt wird. Und das Problem ist gelöst. Na ja, und diesbezüglich verfügt die Firma von William Henry Gates III wohl über die allerhöchste Kompetenz.

In den Microsoft Research Labs in Mountain View nun haben die Jungs sich das so gedacht: Eine Mail geht nur dann glatt durch, wenn der Absender im Adressbuch des Empfängers steht. Wenn nicht, muss der Versender sich die Sache erst einmal was kosten lassen. Er muss ein Zertifikat beifügen, für das er gutes Geld bezahlt hat. Oder er muss die Ernsthaftigkeit seiner Absicht dadurch beweisen, dass er – beziehungsweise sein Computer – eine schwierige Rechenaufgabe löst. Das kostet ja auch. Jedenfalls einfach “Send” drücken und hau weg den Scheiß, wäre dann nicht mehr.

Das SMPT (Simple Mail Transfer Protocol) wollen die Jungs aus den Research Labs dazu ändern. Das ist allerdings beängstigend – wenn Microsoft bei Protokollen oder Schnittstellen Hand anlegen möchte. Da bekommt man gleich immer so ein beklemmendes Gefühl.

Aber die Idee an sich ist wirklich gut – und vor allem ausbaufähig. Da könnte man doch ein universelles Prinzip draus machen. Gespammt wird schließlich nicht nur in der IT.

Bevor man etwa einem Politiker seine Botschaft von der Flexibilisierung des Arbeitsmarkts abnimmt, soll der doch erst mal selbst sich und die Seinen im Niedriglohnsektor durchbringen. Schröder, Westerwelle, Fischer und Merz jedenfalls sollte man da schon mal vorab aus dem Outlook-Adressbuch löschen. Damit die auch wirklich mal eine schwierige Aufgabe lösen dürfen.

Na ja, und was die wohlfeile Message vom Standortproblem Deutschland anbelangt: Die Zertifikatspreise für deren Übermittlung könnten sich ja an den Mannesmann-Abfindungen orientieren.

Und schließlich die Geschichte von Trustworthy Computing. Jungs (von Microsoft), die kommt nur dann rüber, wenn Ihr zum Beleg ihrer Ernsthaftigkeit erst einmal ein bisschen was ausrechnet. Sagen wir mal: Was die nächsthöhere Primzahl – nach 2 hoch 20 996 011 minus 1?

Nein, Finger weg vom Earth-Simulator, der 36-TeraFlOPS-Maschine von den Japanern. Und auch von irgendwelchen Quantencomputern. Ihr rechnet das jetzt mit einem Windows-PC aus. Und damit’s ein bisschen schwieriger wird, ohne Alt+Ctrl+Del.

Doch. Ist wirklich klasse, auf was die Jungs von Microsoft so alles kommen.

Silicon-Redaktion

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