Beim aktuellen Jahresbericht für das Jahr 2003 legt die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), der übrigens zum 1. Juli 2004 auch Regulierungsaufgaben für den Gas- und Strommarkt übertragen werden, Wert auf die Forschritte im Breitbandmarkt. Aus Sicht der Bonner befindet sich alles im Lot und auf dem Weg zu mehr Wettbewerb, teilt das Amt mit.
Präsident Matthias Kurth: “Insbesondere die Internet Service Provider (ISP), die im Wettbewerb zum Marktführer T-Online stehen, holen kräftig auf und hatten Ende des Jahres bereits 26 Prozent der DSL-Kunden. Zu den ca. 500.000 DSL-Kunden der Wettbewerber, die über Kabel, Satellit oder gemietete Teilnehmeranschlussleitung versorgt sind, kommen 700.000 DSL-Kunden, die zwar einen DSL-Anschluss der Deutschen Telekom AG (DTAG), aber einen Wettbewerber als Internet Service Provider haben.” So würden seiner Ansicht nach mittels Resale und Bitstream-Access die Entwicklung zu mehr Wettbewerb im Breitbandmarkt gefördert.
Kurth weiß jedoch: “Nur wenn sich im Breitbandmarkt die deutliche Tendenz zu ausgewogenen Wettbewerbsverhältnissen verstärkt, wird die gewünschte Marktdynamik und Innovation entstehen. Es ist manchmal gut, wenn einer vorangeht und Märkte entwickelt, aber auf Dauer garantiert nur die Vielfalt der Anbieter Wettbewerb und Innovation.”
Ungeachtet der Drohung der DTAG ihre Netzmodernisierung als Druckmittel einzusetzen, sieht er “signifikante Anzeichen dafür, dass die Kabelanschlüsse für breitbandige Zugangsdienste aufgerüstet werden”.
Die Behörde zählt stolz 1200 öffentlich zugängliche Hot Spots, die von 25 kommerziellen Anbietern betrieben werden – eine Zahl aber, die sich bereits seit Monaten nicht bewegt hat. In Deutschland sollen aber nach Messung der RegTP zum Jahresende 2004 über 10.000 kommerzielle Hot Spots verfügbar sein.
Ungeachtet der Skeptiker in Industrie und Öffentlichkeit rechnet die RegTP im Laufe dieses Jahres mit ersten Angeboten der UMTS-Lizenznehmer. Hier sieht er keine zunehmende Ausmerzung der einen durch die anderen Dienste, sondern eine Ergänzung, und er vergisst zu erwähnen, dass solche Entwicklungen in den Händen der Marktteilnehmer und weniger in den Händen der Bonner Behörde liegt. Beachtlich ist allerdings die Trendwende hin zum breitbandigen Modell bei Internet-Zugangsdiensten: Im Jahr 2003 habe sich das DSL-Verkehrsvolumen auf 403 Millionen GByte mehr als verdoppelt.
In der Sprachtelefonie lobt er Call-by-call und Preselection für Ortsgespräche: Ende 2003 ließen sich 2 Millionen Kunden auf einen alternativen Verbindungsnetzbetreiber für Gespräche im Ortsnetz fest einstellen. Damit zählt die RegTP für die Verbindungsnetzbetreiber zum Jahresende 2003 einen Anteil von etwa 15 Prozent. Den Anteil hinzugerechnet, der von den City- und Regional-Carriern abgewickelt wurde, seien es für die Wettbewerber Ende 2003 etwa ein Viertel aller Ortsverbindungen gewesen.
Der Haken: Für einen Direktanschluss nutzen die Wettbewerber neben selbst verlegten eigenen Leitungen oder Funkanschlüssen überwiegend die vorhandenen Teilnehmeranschlüsse (TAL) der DTAG. Unverändert seit Jahren zählt die RegTP wieder über 90 Prozent aller Wettbewerberanschlüsse, die Ende 2003 auf Anmietungen der TAL basierten. Doch er zieht seine Schlüsse aus der Zahl der Vermietungen. Insgesamt waren mit Jahresende von der DTAG 1.349.848 TAL vermietet. Allein im Jahr 2003 wurden mit rund 405.000 TAL mehr Leitungen vermietet als in den ersten drei Jahren der Liberalisierung insgesamt.
Kein Grund zur Sorge also für Kurth: “Trotz erheblicher Marktanteilsgewinne durch Call-by-call und Preselection, sind die Zahlen der TAL-Vermietung besser denn je, da sie mehr und mehr für breitbandige DSL-Anschlüsse genutzt wird. Wer die Geschäftsmodelle, die auf TAL-Anmietung basieren, nur mit Sprachtelefonie-Dienstleistungen in Verbindung bringt, vergleicht Äpfel mit Birnen.” Die Diskussion um einen unversöhnlichen Gegensatz von Dienste- und Infrastrukturwettbewerb hält er daher für interessengeleitet und nicht sachgerecht. Er sieht sich durch die Entwicklung des vergangenen Jahres darin bestätigt, dass sich beide Wege zu mehr Wettbewerb angemessen ergänzen würden. Die Reaktionen der alternativen Carrier dürften nicht lange auf sich warten lassen.
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