Opera will mit Linux-Vehikel in die Set-top-Box

Der norwegische Softwarehersteller Opera hat angekündigt, seinen Browser als User-Interface für
den Einsatz auf digitalen Set-top-Boxen zu vermarkten. Interessant ist an der Absichtserklärung,
dass die Strategen im hohen Norden auch in diesem Markt das Open-Source-Betriebssystem Linux
entdeckt haben, um bei den Herstellern Türen und Ohren zu öffnen.
Im Gegensatz zum PC-Markt, den Microsoft mit seinen Windows-Betriebssystemen samt
Anwendungen und Internet-Browser fast vollständig beherrscht, herrscht bei den digitalen
Empfängerboxen für den heimischen Fernseher noch eine kunterbunte Mischung proprietärer
Anwendungen und Betriebssysteme, die nicht produktübergreifend kommunizieren können. Während
Basis-Geräte wie die ‘D-Box’ des deutschen Pay-TV-Anbieters Premiere lediglich frei empfangbare
oder verschlüsselte Signale in digitaler Form empfangen und umsetzen, sind auch Geräte auf dem
Markt, die als zentraler Content-Rechner für die Heimunterhaltung eingesetzt werden können.
Hersteller und Inhalteanbieter hoffen, damit auch den E-Commerce in PC-lose Haushalte tragen zu
können.

Hier sieht Opera seine Chance: “Das wichtigste Kriterium bei der Home-Hardware ist der Preis”,
sagt Operas Beauftragter für ‘Interactive Television and Gaming’ Anthony Wade. “Das ist ein
brandneuer Markt, und es geht inzwischen schließlich um TK-Anbieter, die in Zukunft Videos
verkaufen werden”, erläutert Wade. Ein Markt allerdings, auf dem sich neben Microsoft schon seit
geraumer Zeit auch Open-TV oder Liberate Technologies mit großem Interesse tummeln. Keiner
kann bisher überragende Erfolge aus der Zusammenarbeit mit Kabelnetzbetreibern vermelden, die
sich offenbar gegen Einflussnahme von außen wehren.

Anders sieht das etwa bei ‘T-Vision’ aus. Die Abteilung der Deutschen Telekom hat den direkten
Zugang zum Kunden bisher nur über die Telefonleitung und den Internetanschluss, nicht aber über
das TV-Kabel und das Fernsehgerät. Um diese Hürde für Unterhaltungsprodukte zu überspringen,
brauchen TK-Unternehmen die Hilfe von Partnern. Paul Davis vom britischen Beratungshaus Informa
hält den Wettbewerb hier zwar für überaus hart – wie wichtig die ‘interaktive TV-Middelware’ aber
tatsächlich wird, vermag so recht noch niemand abzuschätzen. Linux jedenfalls sei ein ernst zu
nehmender Player, meint auch Forrester-Analystin Hellen Omwando. “Es ist schon ein schlauer
Schachzug, Linux einzubinden, aber für Opera wird es darauf ankommen, die richtigen Partner zu
finden.”

“Wir hoffen, dass TV schon bald unser wichtigster Markt sein wird”, meint schon jetzt Operas Vice
President Lars Boilesen. Er zieht gar nicht so sehr die technische als die Kosten-Karte. Unter 100
Dollar müsse die Set-top-Box aus der Massenfertigung kosten, meint Boilesen. Und das sei mit
proprietären Betriebssystemen und Software großer Anbieter wie Microsoft nicht zu schaffen. Derzeit
investieren die Verbraucher in den USA im Schnitt 300 Dollar für ihre digitalen Empfänger – wenn die
Geräte nicht vom Kabelnetzbetreiber subventioniert oder vermietet werden.

Bekanntheit hat Opera bisher vor allem mit seinem Web-Browser erreicht. Auch weil die
Software in einer Ad-ware-Version kostenlos zu haben ist, konzentrieren sich die Norweger schon seit
längerem auf die Lizenzierung von kleinen Browser-Applikationen für mobile Endgeräte wie Handys
oder Smartphones. Der Opera-Umsatz nimmt sich noch bescheiden aus, umgerechnet 4,3 Millionen
Dollar im ersten Halbjahr. Sollten aber tatsächlich Hardware-Hersteller und TK-Unternehmen auf
Opera als User-Interface mit Linux-Fähigkeiten anspringen, könnte sich das schnell ändern.

Silicon-Redaktion

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