Suchmaschinen fürchten die ‘Vertipper-Umleitung’ von Verisign
Domain-Registrar Verisign will Rahm abschöpfen.
Bislang haben sich AOL und Microsoft selbst beholfen, wenn es um die Umleitung von Suchmaschinen-Verkehr ging und die User einfach auf die eigenen Such-Seiten umgeleitet. Nun will der Domain-Registrar Verisign hier auch Rahm abschöpfen. Falsch eingegebene Adressen mit .com- und .net-Endungen sollen nun auf eine neue Suchmaschine, ‘Site Finder’, umgeleitet werden.
Laut Verisign werden täglich rund 20 Millionen solcher Adressen falsch getippt. Daraufhin erhalten die Nutzer entweder eine schlichte Fehlermeldung oder sie werden auf die Suchseiten von AOL und Microsoft umgeleitet – der Online-Händler E-Bay geht hierbei nicht ganz so weit und bietet nur zu jedwedem Begriff, auch zu “Tante Erna trinkt Rotwein”, Bücher und CDs rund um das eingegebene Thema an. Diesen Verkehr will Verisign jetzt kommerziell nutzen und kooperiert dafür mit Suchmaschinen-Anbieter Overture, seit letzten Monat ein Teil von Yahoo. Die beiden Großkonzerne Microsoft und AOL haben sich bislang nicht dazu geäußert, Widerstand ist aber offenbar von ihnen zu erwarten.
Schließlich fließt der Geldfluss dann nicht mehr durch zwei, sondern durch drei Hände. Geschätzter Gewinn oder Umsatz für jeden so umgeleiteten User ist laut Overture etwa 40 Cents pro Kopf. Verisign hingegen verwahrt sich gegen rein kommerzielle Unterstellungen. Es gehe um den Benefit für den Surfer, die Verkürzung seiner Wege und das schnelle Zurückbringen zu den gesuchten Inhalten, sagen die Verisign-Manager wie Ben Turner. “Wir haben vor etwa einem Jahr unsere Nutzer gefragt, was für sie das Schwierigste ist und sie sagten, es wäre, nicht das Gesuchte zu finden, sondern etwas anderes.”
Darauf baut immerhin eine ganze Industrie auf, die pornographische oder irreführende Inhalte explizit auf Webseiten mit Adressen abgelegt, die falsch geschriebenen häufig besuchten Adressen ähneln. Vinton Cerf, der Vorsitzende der Internet-Verwaltungsbehörde Icann, hat Bedenken. “Das ist eine kluge Idee, die Schreibfehler anderer Leute in bare Münze zu verwandeln”, sagte er der New York Times. Er befürchtet aber dadurch nicht weniger, sondern mehr Chaos durch den Site Finder und obendrein noch “eine Verletzung etablierter Internet-Standards”.