In der europäischen Dienstleistungsbranche wird aufgeräumt: Die jüngste Übernahme betrifft die französischen Unternehmen Atos und Schlumberger Sema, deren IT-Kerngeschäft für 1,29 Milliarden Euro den Besitzer wechseln soll. Allerdings zweifeln Analysten jetzt schon am Erfolg dieser Unternehmung. Schließlich sind beide Geschäfte etwa gleich groß, was die Integration in der Praxis nicht gerade einfach machen dürfte. Das glaubt zumindest Richard Holway, Director bei dem europäischen Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Ovum.
“Grundsätzlich gilt, dass kein Unternehmen, das größer ist als das halbe eigene Unternehmen, übernommen werden sollte. Nun hat Atos aber nahezu die selben Umsätze zu verzeichnen wie Schlumberger Sema IT Services”, sagt er. Außerdem verfügten beide über etwa die selbe Zahl Angestellter (28.000 bei Atos und 22.000 bei Schlumberger, weltweit). So eine Konstellation ziehe oftmals “Verdauungsschwierigkeiten beim Kauf” nach sich, habe Holway erst im August in einem europaweiten Vergleich gesagt.
Noch dazu, so Holway, wo doch Atos erst vor einem Jahr die niederländische und britische Computer-Dienstleistungssparte von KPMG Consulting übernommen hatte. Diesen Schachzug hält der Analyst für klug – den aktuellen jedoch sieht er kritisch. Selbstredend werde Atos behaupten, dies sei einer von vielen, lange prognostizierten und überfälligen Konsolidierungsschritten im Dienstleistungsmarkt und werde das Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Milliarden Euro im Jahr glänzen lassen.
Seiner Ansicht nach hätte die Computer Science Corporation (CSC) als Mitbieter und Brachenriese weit weniger Schluckschwierigkeiten gehabt, als sie Atos nun bewältigen müsse. So stellt sich Holway die Integrationsschwierigkeiten nun enorm vor, da noch viel ältere Leichen bei Schlumberger im Keller lägen. Holway: “Atos darf nicht vergessen, dass die Stimmung bei Schlumberger, einst dem Juwel der britischen Beratungsbranche unter dem Namen CAP, schon seit der Übernahme durch die französische Sema im Jahr 1988 auf dem Tiefpunkt ist.” Er wagt die Prognose, dass Atos selbst in nächster Zeit so instabil werden könnte, dass sie selbst von einem der Großen der Branche übernommen werden könnten. Holway würde vielleicht “einen Fünfer drauf setzen”.
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