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Pervasive Computing bleibt noch lange Zukunftsmusik

Pervasive Computing, also die Kommunikation verschiedener Endgeräte ohne Kabel und somit das Schaffen einer neuen Arbeitswelt, wird vorerst eine Vision bleiben. Zwar haben sich jetzt bereits Großkonzerne wie IBM, Hewlett Packard und Rank Xerox stark für die Forschung und Entwicklung der Idee aus dem Fenster gelehnt und eigene Testreihen aufgesetzt, um die Idee von miniaturisierten, miteinander kommunizierenden und umgebungssensitiven Mikrochips in Alltagsgegenständen umzusetzen. Doch das schweizerische Zentrum für Technikfolgenabschätzung hat in einer Studie hierzu nachgewiesen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg sein dürfte.
In der Studie versuchen Forscher rund um Teamchef Lorenz Hilty beim Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat die Auswirkungen der zunehmenden Instrumentierung bei Wohnen, Verkehr, Arbeit, Gesundheit und Bekleidung zu messen und zu beurteilen. Besonderes Gewicht nimmt dabei einer Meldung zufolge die Erforschung der Risiken ein, die langfristig auf Anwender und Dritte zukommen könnten.

Geräte beispielsweise, die ihren Energiebedarf auf die gegebenen Umstände optimal abstimmen, werden zwar einzeln betrachtet weniger Strom verbrauchen als ihre Vorgängermodelle. Die Forscher geben jedoch zu bedenken, dass wenn immer mehr Gegenstände drahtlos vernetzt werden, zugleich der Stromverbrauch der notwendigen, unterbrechungsfrei betriebenen Netzwerk-Infrastruktur zunehmen werde. Und die Einbettung elektronischer Komponenten in Bekleidung und Verpackungen könne die ohnehin anstehenden Entsorgungsprobleme des Elektronikschrotts weiter verschärfen.

Auch in den Bereichen Verkehr und Arbeit sei kaum zu erwarten, dass sich die Effizienzsteigerungen durch Pervasive Computing in barer Münze auswirkten. Im Gegenteil rechnen die Zukunftsforscher damit, dass mit den Möglichkeiten auch die Anforderungen steigen würden und Mobilität und Arbeitsleistung in einem höheren Ausmaß zunehmen, sodass die erwarteten Entlastungen überkompensiert würden. Im Vergleich zu den heutigen Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnik werde die Technik-Idee außerdem aus heutiger Sicht zunächst einmal die Datenschutz- und Sicherheitsprobleme verschärfen, die Komplexität der Systeme schwerer beherrschbar machen und die Abhängigkeit von unsichtbaren Hintergrundprozessen ganz allgemein steigern. Gleichzeitig würden die vernetzt erbrachten Funktionen und Dienstleistungen zunehmend die Zusammenhänge zwischen einer Handlung und deren Folgen verschleiern, mit unabschätzbaren Folgen für das Zusammenleben in einer Gesellschaft.

Im Ergebnis rechnen die Autoren demnach mit einer zunehmenden ‘Dissipation der Verantwortung’: So wie viele Umweltveränderungen durch die Feinverteilung (Dissipation) von Stoffen faktisch irreversibel seien, weil man die Schadstoffe nicht wieder einsammeln könne, so könne durch die vielschichtige Vernetzung im sozialen Bereich eine Feinverteilung der Verantwortung entstehen, die mit juristischen Mitteln nicht mehr zu beherrschen sei. Die Forscher fürchten, dass ein wachsender Anteil des täglichen Lebens faktisch dem Gültigkeitsbereich des Verursacherprinzips entzogen werden könnte.

Silicon-Redaktion

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