Drei Monate nach dem großen Hellau für Apples 64-Bit-Desktop G5 ist die Präsentation der neuen AMD-Prozessoren für lange Datenworte mit Skepsis aufgenommen worden. Starken Rückenwind bekommt der Intel-Konkurrent jetzt von Microsoft. ‘Windows XP 64-Bit Edition’ befinde sich bereits im Beta-Stadium, bestätigte jetzt Chris Jones, der zuständige Vice President für Windows Clients. Innerhalb der ersten Jahreshälfte 2004 soll das OS verfügbar sein.
Vor allem Videobearbeitung, Simulation und Planung sowie Spieleanwendungen sollen die Zielmärkte für die aufgepeppte PC-Architektur sein. Hewlett-Packard hat inzwischen seinen ersten 64-Bit-PC schon für das kommende vierte Quartal angekündigt.
Intel hat zwar mit dem Itanium auch 64 Bit für den Server im Programm, hat aber für einen 64-Bit-Desktop-Prozessor nicht einmal eine Roadmap angekündigt. Trotzdem sei Microsoft auf ein Nachziehen des Weltmarktführers vorbereitet, so Jones. Widersprüchliche Angaben gibt es derzeit darüber, inwieweit sich die Microsoft-Betriebssysteme bei Unterstützung der AMD- und Intel-Architekturen voneinander unterscheiden müssten.
Eigentlich hat Microsoft sich darauf festgelegt, keine doppelte Ausführung zu liefern. Damit wäre Intel unter erheblichem Druck, AMDs Architektur für 64 Bit auf dem Schreibtisch zu übernehmen – mit nicht absehbaren Folgen für den späteren Einfluss auf die technische Weiterentwicklung. Auch Analyst Rob Enderle von der amerikanischen Enderle Group ist überzeugt, dass Intel sich wird anpassen müssen, wenn sie sich denn letztendlich doch zu 64 Bit für den PC durchringen können. “Aber darauf ist Intel ja derzeit gar nicht besonders scharf, weil sie fürchten, sich beim Itanium 64 selbst das Wasser abzugraben”, so Enderle.
Bei der Vorstellung des AMD Athlon 64 in Cannes sprach Microsofts Jones nun aber davon, dass es nur “geringfügiger Anpassungen” bedürfe, um Windows auch auf einem 64-Bit-Prozessor von Intel laufen könne – Anpassungen immerhin. “Bis Intel mit einem eigenen Prozessor kommt, verwenden wir das Instruction Set für den Itanium 64”, stellt Jones fest.
AMD setzt nun offenbar alle Hoffnungen auf das Interesse an dem Athlon 64. Nur mit diesem Trumpf glaubt das Unternehmen, gegen Intel trotz der gravierenden Größenunterschiede bestehen zu können. Deshalb werden alle Argumente nach vorn geworfen. AMDs Vertriebschef Henri Richard etwa geißelt die angejahrte 32-Bit-Grundlage als “Hindernis für die Entwicklung neuer Anwendungen”. Zusätzlichen Balsam spendet auch Microsofts europäischer Verkaufsleiter Rolf Schander: “Der 64-Bit-Prozessor ist die beste Plattform für die Software der nächsten Generation.”
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