Sun erforscht beharrlich die Zukunft – und strampelt gegen den Markt der Gegenwart

Sun Microsystems wird im laufenden Quartal statt eines erwarteten Gewinns von 12 Millionen Dollar einen Verlust von 1,04 Millionen Dollar ausweisen. Damit wird deutlich, dass sich der Technologiekonzern weiterhin in einer schwierigen Lage befindet – und das gerade in einer Umbruchphase, auf die Unternehmenschef Scott McNeally seine Mitarbeiter eingeschworen hat. Nicht nur mit niedrigeren Kosten sondern mit einer Neuausrichtung auf zahlreiche Gebiete will der Konzern wieder in profitableres Fahrwasser kommen.
In einer Stellungnahme von Sun heißt es, das laufende Quartal sei “besonders schwierig”, weil der Markt angespannt sei und sich der Wettbewerb besonders hart gestalte. Sun hatte Anfang September angekündigt, rund 1000 Stellen zu streichen, um die Ausgaben zu drücken. Dabei betonte Deutschland-Geschäftsführer Helmut Wilke gerade erst, dass Sun auch weiterhin rund 17 Prozent des Jahresumsatzes – 1,8 Milliarden Dollar – in Forschung und Entwicklung investieren werde. Über die ersten Ergebnisse dieses anhaltenden Innovationstriebs versucht das Unternehmen seine Kunden derzeit aufzuklären.

Denn mit der Kategorie ‘Serverhersteller’ ist Sun schon jetzt nicht mehr umfassend beschrieben. Wilke übt sich dabei in Geduld: “Es braucht eben Zeit, bis man seinen Fokus von PS-starken Boliden auf Spritsparer umgestellt hat.” Während Sun also mit 53,3 Prozent der verkauften Unix-Server unangefochten an der Spitze liegt, soll sich das Publikum nun nicht nur mit Services anfreunden, die inzwischen schon 30 Prozent des Umsatzes ausmachen, sondern auch mit Lowend-Produkten. Mit niedrigen Preisen zwischen 3000 und 10.000 Dollar sollen die Server für kleine Unternehmen auf dem Markt auch im direkten Vergleich mit Dell und HP bestehen. “Da waren wir uns bisher zu fein dafür”, gibt sich Wilke angriffslustig.

Große Hoffnungen setzt Sun jetzt auf sein Java Enterprise System (JES), eine Art “Solaris Plus”, wie der Chef der österreichischen Niederlassung, Donatus Schmid, meint. Das Betriebssystem-Paket, das bisher unter dem Projektnamen ‘Orion’ diskutiert wurde, wird es künftig in einem festen vierteljährlichen Update-Rhythmus geben. Sun hofft damit, den Kunden – und vor allem deren Admins – entgegenzukommen. Als “radikalen Ansatz” preist Schmid das Geschäftsmodell: Für jährlich 100 Dollar pro Mitarbeiter sollen Unternehmen die Desktop-Lösung nutzen können, Support inklusive. Für große Unternehmen könne man über eine Deckelung des Betrags sprechen, heißt es.

Insgesamt gelte bei Sun jetzt die Devise, “auch mit Software Geld zu verdienen”. Aber eben nicht ausschließlich. Sun sieht nach Angaben von Wilke ebenso große Wachstumschancen in der Integration von Kurzstreckenfunktechnik wie auch in der Weiterentwicklung der Halbleitertechnik. “Hardware hier und Software dort, das ist die Denke der 80er Jahre”, so Wilkes Parole. “Sun bleibt ein Infrastruktur-Unternehmen, das Systeme verkauft.” Der ‘Serverhersteller’ hat ausgedient.

Silicon-Redaktion

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