Mit einer engen technischen Abstimmung ihrer Produkte wollen der Netzwerkkonzern Cisco und IBM die Virtualisierung in der Speicherwelt komfortabler machen. Allerdings hat sie darum offenbar keiner ihrer Kunden gebeten. Die Nachfrage nach Speichervirtualisierung lässt schließlich schon seit Jahren auf sich warten, Tendenz: gleichbleibend. So bescheren die Analysten der neuen kombinierten “State-of-the-Art”-Technik nichts als düstere Prognosen.
Technisch gesehen gibt es für Interessierte folgendes: Die Speichervirtualisierungs-Appliance ‘IBM SAN Volume Controller’ wird auf den noch relativ neuen SAN-Switches ‘MDS 9000’ von Cisco aufsetzen und als kombiniertes Angebot in die Regale kommen. Zwei Jahre gemeinsame Entwicklungsarbeit der beiden Unternehmen stecken in dem für Anfang Dezember marktfähigen Ergebnis. Ein “erstes intelligentes, netzwerkbasiertes” Anwendungsfeld für die MDS-Familie steht somit laut Cisco zur Verfügung.
Mit den Funktionen des SAN Volume Controller, die auf das Caching-Services-Modul portiert wurden, mit dem Cisco die besagten MDS-9000-Switches ausstattet, wollen die Unternehmen ihren Kunden das Speichern erleichtern: Die Verwaltung des Datenvolumens, Datenreplizierungsaufgaben, sogenannte Point-in-Time-Kopien (exakte Ausgaben von Daten zu einem fest definierten Zeitpunkt in der Vergangenheit) und ganz normale Speicheraufgaben sollen über mehrere Speicher-Subsysteme und direkt “aus dem Netzwerk heraus” möglich sein. Dabei würden, so die Hersteller, unterschiedliche Speicher im Netz virtualisiert und somit einer zentralen Verwaltung unterworfen.
Die Software ermöglicht es laut Hersteller, unterschiedliche Speicher im Netz zu virtualisieren und zentral zu verwalten. Die Caching-Services-Module sind für die Cisco-Geräte ‘9216 Multilayer Fabric Switch’ und die ‘Director’-Switches 9506 und 9509 verfügbar. Zunächst lassen sich die Geräte lediglich über Fibre Channel anbinden, die Erweiterung um iSCSI-Support ist laut Ed Chapman, Marketing-Chef bei Cisco, geplant.
Doch sogar die Produktmanager der Hersteller selbst sagen US-Medien zufolge, dass die Kunden lediglich theoretisches Interesse an Virtualisierung in der Speicherlandschaft zeigen. Analysten raten daher, die Anwender besser auf die Möglichkeiten von solcher Technik vorzubereiten. Offenbar hapere es immer noch an Aufklärung und konkreten Vorstellungen über die Einsatzvarianten. Schließlich müsse eine neue Technik ja auch unternehmensintern klar kommuniziert werden – nicht zuletzt gegenüber dem Finanzchef.
Ungeachtet dessen haben aber auch andere Speicherhersteller wie EMC, Veritas, Falconstor und Hewlett-Packard unbekümmert Produkte mit Virtualisierungskniffen ausgestattet und auf den Markt gebracht, den Absatz jedoch nach Analystenangaben selten als Rückmeldung verstanden. Der Markt, so heißt es, sei eben noch nicht so weit.
Auch wenn Jens Tiedemann, Vice President Storage Software Marketing bei IBM, verlauten lässt: “Indem wir IBMs intelligente Speicher-Virtualisierungstechnik in Ciscos MDS 9000-Switches integriert haben, können wir den Kunden nun mehr Möglichkeiten bieten, die Mühsal, Komplexität und den Verwaltungswust zu reduzieren.” Und weiter: “Kunden verfügen hiermit über die umfangreichste Speicherlösungsfamilie auf dem Markt.” – Allein wegen des Preises dürfte es nicht gerade einen Sturm auf die IBM-Vertragspartner geben.
Die kombinierte Lösung wird voraussichtlich viel mehr kosten als die Standalone-Appliance von IBM, und sie bietet dieselben Funktionalitäten. Für die Fähigkeit der Lösung, auf einer Basis von zwei Linux-Servern bis zu zwei TByte an Speicherleistung zu bringen, müssen die Kunden derzeit etwa laut Listenpreis für den SAN Volume Controller 60.000 Dollar berappen; die Caching-Services-Modules auf den Cisco-Switches liegen derzeit nach Medienberichten bei 112.000 Dollar. Ab dem 5. Dezember wird sich im Bestelleingang bei IBM und den Vertragspartnern zeigen, ob die Anwender mit den neuen Möglichkeiten etwas anzufangen wissen.
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