Suchmaschinen: Verhaltenskodex soll Spammer bremsen
Im Rahmen der Münchner Medientage hat die Bertelsmann Stiftung einen Verhaltenskodex für Suchmaschinenbetreiber vorgelegt.
Im Rahmen der Münchner Medientage hat die Bertelsmann Stiftung einen Verhaltenskodex für Suchmaschinenbetreiber vorgelegt. Ziel der Schrift ist es, den Zugang zu Informationen transparenter zu machen und Qualität und Bedienbarkeit zu verbessern. AOL Deutschland, Microsoft MSN und Allesklar.com hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt, teilt die Stiftung mit.
Das Internet hat sich als Publikumsmedium schon längst durchgesetzt und wird auch als Quelle von Informationen immer öfter von immer mehr Menschen nachgesucht. Dabei entstehen auch neue Kräfteverhältnisse: “Suchmaschinen entscheiden heute – ähnlich wie Journalisten – mit darüber, welche Themen überhaupt wahrgenommen werden”, sagte Marcel Machill, Journalistik-Professor an der Universität Leipzig. Für Journalisten gibt es einen Pressekodex, an den sie sich halten müssen. Aber auf Seiten der Suchmaschinenbetreiber fehlen solchen Werterichtlinien. Das solle sich mit der Bertelsmann-Initiative ändern.
Immer mehr spielen kommerzielle Interessen bei den Listings von Suchergebnissen eine Rolle. So versuchen immer mehr Werbeanbieter ihre Links an möglichst hoher Stelle zu platzieren. Für den User sind diese so genannten Paid Listings nicht immer von regulären Suchergebnissen zu unterscheiden. Hier dürfte es der ‘Code of Conduct’ schwer haben sich durchzusetzen, denn viele Suchmaschinen finanzieren sich zu einem nicht unwesentlichen Teil aus solchen bezahlten Treffern. Über die Darstellung von Suchergebnissen kann auch bei politischen Informationen gezielt Meinung gemacht werden. In Extremfällen werden Minderjährige nach der Eingabe von harmlosen Suchbegriffen wie etwa “Harry Potter” auf pornografische oder extremistische Seiten gelockt.
Laut Bertelsmann-Projektmanager Carsten Welp “signalisieren die Anbieter, die den ‘Code’ unterstützen, dem Nutzer und dem Gesetzgeber, dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen”. Im nächsten Schritt solle eine “Freiwillige Selbstkontrolle Suchmaschinen” etabliert werden.
Derartige Maßnahmen sind sicherlich nicht falsch, wenn es darum geht, das Vertrauen der Kunden in das Medium zu erhalten. Eine Studie, die von der nichtkommerziellen Vereinigung ‘Pew Internet’ and ‘American Life Project’ diese Woche veröffentlicht wurde, belegt, dass beispielsweise die Masse der Spam-Mails, die Tag für Tag durch das Netz geistern, nicht nur Postmastern und E-Mail-Lesern das Leben schwer machen, sondern vielmehr das Vertrauen der Nutzer in das Medium generell erschüttern. Die 1400 im Rahmen der Studie befragten Nutzer fühlen sich hilflos gegenüber der Masse von Viagra-Angeboten und Penisverlängerungs-Mails, die den Posteingang verstopfen.
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass es für sie mittlerweile schwierig geworden sei, im sprichwörtlichen Heuhaufen wichtige Nachrichten zu finden. Den Betreibern von Suchmaschinen könnte nun ebenfalls ein solcher Vertrauenszerfall bei ihren Nutzern drohen. Je mehr kommerzielle oder politische Interessen die Darstellung von Suchergebnissen beeinflussen, desto mehr wird auch das Vertrauen der Nutzer schwinden – so die einfache Erkenntnis. Und das entzieht letztlich den Suchmaschinenbetreibern ihre Lebensgrundlage.