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Microsoft-Verkauf leidet unter Sicherheitsproblemen

Microsoft hat erstmals eingeräumt, dass nicht nur die wirtschaftliche Lage sondern auch die Diskussion um Sicherheitsgefahren der eigenen Produkte die Kunden von Investitionen in PC- und Server-Software abhält. Während die jüngsten Umsatzzahlen des Softwareriesen eigentlich recht positiv aussehen, wächst in Redmond die Sorge für die kommenden Monate – auch, was den Verkauf der gerade vorgestellten Office-Suite angeht.
Im ersten Quartal seines Geschäftsjahres bis Ende September profitierte Microsoft immer noch von den Verkäufen, die vor Inkrafttreten des neuen Lizenzmodells abgeschlossen wurden. Damit steigen die Quartalsumsätze im Jahresvergleich noch einmal um 6 Prozent auf 8,22 Milliarden Dollar und davon bleiben Gewinne von 2,6 Milliarden Dollar übrig. Allerdings hatten die Analysten mit einem deutlich höheren Ergebnis gerechnet. Ein drastisches Minus verzeichnet der Konzern bei den Umsätzen, die zwar schon jetzt teilweise verbucht werden, aber durch den Abschluss in einigen Monaten erst später erzielt werden. Hier liegt Microsoft um 700 Millionen Dollar unter den Erwartungen.

Schlechter sei es bei den Unternehmenskunden gelaufen, räumte Finanzchef John Connors ein. Hier seien die Prognosen zu optimistisch gewesen. Auch wenn es beim Verkauf von Serverbetriebssystemen und sogar im Sektor PC-Plattformen überdurchschnittlich lief, so bleibe doch ein gravierendes Problem. Connors: “Die Sicherheitsdiskussion hat unsere Kunden, aber auch unseren Vertrieb und unsere Partner davon abgehalten, neue Geschäfte anzustoßen.”

Der CFO sicherte zu, Microsoft werde daran arbeiten, seine Produkte sicherer zu machen, “auch wenn dafür kurzfristige Finanzziele geopfert werden”. “Es ist unser wichtigstes Ziel, unseren Anwendern mehr Sicherheit zu geben. Wir werden das auch dann tun, wenn wir unsere Produktzyklen dafür über den Haufen werfen müssen”, so Connors. Durch das Weihnachtsgeschäft rechnet Microsoft mit Umsätzen im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres von maximal 9,8 Milliarden Dollar, was einen Gewinn von 3,2 bis 3,3 Milliarden Dollar bedeuten würde.

“Das ist das erste Mal, dass Microsoft die Sicherheitsprobleme direkt mit Umsatz und Ergebnis in Verbindung bringt”, stellt Matt Rosoff vom spezialisierten Marktforscher Directions on Microsoft fest. Er warnt außerdem davor, dass Microsoft erst im kommenden Jahr sehen werde, wie viele der auslaufenden Verträge mit Kunden tatsächlich verlängert werden. Die Unsicherheit sei groß, was man zunächst an der Office Suite sehen könne, die als ‘System 2003’ gerade auch auf den Consumer-Markt gekommen ist.

Mit einem Budget von 150 Millionen Dollar will Microsoft eigenen Angaben zufolge für seine erweiterte Software-Suite werben. Die Zusammenarbeit in Gruppen werde dadurch vereinfacht, die Produktivität erhöht, sagte Chefentwickler Bill Gates in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. “Heute gibt es nur noch zwei Dinge, die die Produktivität im Unternehmen generell erhöhen können: Mobiltelefon und bessere Software”, so Gates. Die vermeintliche Konkurrenz durch Suns StarOffice oder dessen Open-Source-Ableger OpenOffice stellt der Microsoft-Gründer in Abrede. “Der technologische Vorsprung zwischen dem, was wir anbieten, und dem, was die Open-Source-Gemeinde zu bieten hat, ist heute größer denn je. Unsere größten Konkurrenten sind unsere Vorläuferprodukte Office 2000 und Office XP”, so Gates.

Das sehen die Kunden offenbar genauso. Denn Microsoft hat einen schweren Stand, derzeit Neuinvestitionen zu begründen, während die Anwender keinen Bedarf für zusätzliche Funktionen sehen. Analysten wie Joe Wilcox von Jupiter Research weisen außerdem darauf hin, dass manche der neuen Funktionen in Office 2003 nur dann genutzt werden können, wenn auf dem Server ebenfalls neue Produkte installiert werden. So wäre etwa der ‘Live Communications Server’ hilfreich, ebenso wie der  neue ‘Share Point Portal Server’ und andere Collaboration-zentrierte Server-Anwendungen.

Auch mit dem ‘Information Rights Management’ haben die Microsoft-Vertriebsmitarbeiter offenbar keinen Joker gezogen. Denn das Misstrauen der Kunden ist groß, die Kontroll- und Sicherheitsfunktionen könnten die Kommunikation mit solchen Unternehmen behindern, die andere Betriebssysteme oder Server-Software einsetzen.

Zum Gesamtbild eines unter Druck geratenen Softwarekonzerns passen auch Berichte über eine größere Betriebsamkeit der Washingtoner Lobbyisten aus dem Microsoft-Stall. Medienberichten aus der amerikanischen Hauptstadt zufolge gibt es intensive Gespräche mit Abgeordneten und Senatoren, die über den aktuellen Stand der EU-Kartellverfahren informiert werden sollen. Microsoft weist darauf hin, dass die drohenden Sanktionen weit drastischer ausfallen würden als die aus dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen US-Kartellverfahren. Außerdem drohe die EU, protektionistische Industriepolitik zu betreiben – ähnlich wie beim Verbot der Fusion von General Electric und Honeywell. Bisher sind die US-Politiker in Brüssel noch nicht öffentlich vorstellig geworden.

Silicon-Redaktion

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