“Du hast mir doch erzählt, dass du eine 2 in der letzten Mathearbeit geschrieben hast. Du hast gelogen, du hast eine 4 bekommen. Und, du hast gestern den Unterricht geschwänzt. Außerdem hat dir der Lehrer einen Klassenbucheintrag verpasst, weil du andauernd mit deinem Handy rumspielst.” Woher, fragt sich ein eigentlich gerissener Schüler, wissen die Eltern das? Dabei habe ich doch die Unterschrift gefälscht. Und überhaupt, woher wissen sie, dass ich lieber im Internet Café rumhänge als in den Unterricht zu gehen?
Trara, die Schuldatenbank ist da! Jede Verfehlung wird lückenlos protokolliert und über einen Web-basierte Zugriffsmöglichkeit den Eltern zugänglich gemacht. So können sie erfahren, ob die Tochter oder der Sohn morgens auf direktem Wege zur Schule geht oder einen kleinen Abstecher ins Café macht. So kriegen sie auch mit, ob der Nachwuchs den Notenspiegel der letzten Mathearbeit gefälscht und selbst von einer besseren Note als der eigentlich erreichten erzählt hat. Und so hält sie der Lehrer auf dem Laufenden darüber, ‘wie sie sich so machen’ im Unterricht.
Dazu nötig ist allein ein User-Name und ein Passwort. Den Kontakt zur Datenbank stellen Softwarelösungen her, darunter wahre Pennäler-Schocker wie ‘ParentCONNECT’ oder ‘PowerSchool’ von Apple. Dass es sich hier wirklich um Schüler nervende Produkte handelt, davon kann ausgegangen werden. “Wenn sie alles wissen, wo bleibt da unser Freiraum?”, beschwert sich einer in einem US-Bericht über das neue Gängelband. Es sei, als würde einen ein Spion auf Schritt und Tritt verfolgen.
Das Ziel der Big-Brother-artigen Überwachung scheint klar: Zu viele Schüler nehmen ihre Anwesenheitspflicht nicht ernst oder lügen die Eltern hinsichtlich der schulischen Leistungen an. Irgendwann kommt dann eben als Quittung die ‘Blaue Mail’ ins Haus geflattert. Ob diese Art Kontrolle aber der richtige Weg ist, bleibt abzuwarten. Es gibt nämlich auch die andere Seite der Medaille. “Da rufen Eltern zwei Stunden nach Abgabe eines Tests an, und Fragen nach der Note des Sprösslings”, mahnt ein Lehrer an. Solch gluckenhaftes Verhalten fördert die Idee nicht gerade. Deshalb hat man teilweise schon Limits eingebaut, wonach sich Eltern nur zehn mal im Monat einloggen können.
Und schließlich sind die Schüler nicht dumm. Manche sind sogar besonders schlau und haben das System schon gehackt. Wen wundert das? Niemanden.
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