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Katholische Friedhöfe locken mit High-Tech-Grabsteinen

Vorbei die Zeiten, in denen für den Besuch eines städtischen Friedhofes nur ein Strauß Blumen oder ein pietätvolles Gesteck üblich waren. Für Friedhofgänger in San Antonio im US-Bundesstaat Texas soll schon bald ein Handheld-Computer oder ein Notebook zur Grundausrüstung gehören – zumindest beim Besuch katholischer Grabstätten.
Grund hierfür ist ein weltweit wohl einzigartiges Vertriebsabkommen zwischen der katholischen Gemeinde der Stadt und Memory Medallion Inc., seines Zeichens Anbieter chipbasierter Multimedia-Plug-Ins für Grabsteine. Was sich wie das hanebüchene Geschäftsmodell eines Dotcom-Unternehmens aus dem Silicon Valley anhört, ist in San Antonio harte Realität und soll das Gedenkgebaren auf texanischen Gottesackern grundsätzlich revolutionieren.

Die ‘Memory Medallion’ getaufte Technologie basiert auf einem Halbleiterchip, untergebracht in einem wetterbeständigen, rostfreiem Gehäuse kaum größer als eine 50-Cents-Münze. Der Speicherchip wird mit Informationen – Text, Bildern, Videos, Hyperlinks – zur Vita des Verstorbenen beschrieben und kann mittels Notebook oder PDA direkt am Grabmal angezapft werden. Zum Download der Informationen sind lediglich ein Hand-Scanner und eine besondere Viewer-Software notwendig – Kostenpunkt: knapp 50 US-Dollar. Im Übrigen ist multimediales Gedenken nur mit Bill Gates’ Hilfe möglich: außer Windows 98/XP oder PocketPC werden keine weiteren Betriebssysteme unterstützt.

Bei der katholischen Gemeinde in San Antonio ist man vom Erfolg des multimedialen Gedenkens überzeugt: “Dies ist wahrlich eine unglaubliche Art, Erinnerungen an die zu erhalten, die vor uns in den Tode gegangen sind”, sagt Albert Sanchez, Geschäftsführer der katholischen Friedhöfe in San Antonio. “Die Memory Medallion trägt Ihren Teil dazu bei, Familienbande über Generationen hinweg zu bewahren”, zitiert das San Antonio Business Journal den Friedhofshüter.

Wer die hohen Investitionen in die Technik scheut, kann sich an der Friedhofspforte PDA und Scanner für kleines Geld leihen. Ansonsten, so verrät Glenn Toothman, Erfinder der Memory Medallion, sei man nicht daran interessiert, Geld mit der Technologie zu verdienen. “Diese Technologie wendet sich an Menschen, die wohl genauso viel Geld in Blumen investieren würden, wie sie es für die Hard- und Software für die Memory Medallion ausgeben müssen.”

Das scheinen die in den USA weit verbreiteten Grabstein-Retailer anders zu sehen. Knapp 300 lebendige Dollar verlangen diese als Aufpreis für den Einbau einer Memory Medallion in einen herkömmlichen Grabstein. An Interessenten, so hört man, soll es in San Antonio und Umgebung dennoch nicht mangeln.

Silicon-Redaktion

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