AOL will Schadensersatz für eine gesponserte Show, die nach Ansicht der Amerikaner zur Peep-Show wurde und deshalb nicht vom Service Provider als Werbeplattform genutzt werden will. Es geht um den Super Bowl, der als sportliches Spektakel geplant war. Weil aber Janet Jackson bei ihrem Auftritt in der Halbzeitpause die Brust aus dem Oberteil rutschte und für alle Zuschauer im Stadion, aber vor allem in Nahaufnahme an den TV-Geräten zu Hause zu sehen war, war der Sport unwichtig. Durch das Land ging ein Aufschrei, das Wort Pornografie fiel und damit will AOL nichts zu tun haben.
Deshalb fordert der Dienstleister jetzt eine Entschädigung wegen der schlechten PR-Plattform. Gerade erst ist AOL nämlich mit einer 200 Millionen Dollar schweren Werbekampagne an den Start gegangen und der Super Bowl sollte mit einem 10-Millionen-Sponsoring der erste große Wurf sein. Nach Meinung der Verantwortlichen ging das kräftig in die Hose – oder besser aus dem Oberteil – denn die Showeinlage von Janet Jackson und Justin Timberlake endete mit einer entblößten Brust. Das kann das Amerika des 21. Jahrhunderts nicht dulden und beruft sich auf ein Grundrecht: ‘No frontal nudity’, heißt das und besagt, dass keinerlei Nacktheit dort geduldet wird, wo auch Kinder zusehen können.
Der Super Bowl ist aber das Ereignis in den USA schlechthin, auf das alle warten und das sich keiner entgehen lässt, Groß und eben Klein. Aus diesem Grund hatte sich wohl auch AOL keine bessere Streuung ihrer Werbekampagne vorstellen können. Das Unternehmen war Sponsor für die Halbzeitshow und für deren Übertragung im Internet, die dann ob des nach amerikanischen Moralvorstellungen großen Desasters gar nicht erst statt fand. Der Service war vor allem bei Kindern und Jugendlichen angepriesen worden. Wie man sich letztlich einigt, ist noch unklar.
Heimlich müssen sich die Onliner aber doch eigentlich freuen wie verrückt. Schließlich wird die Szene in der Halbzeit eine werden, die häufiger gezeigt werden wird als der Super Bowl an sich. Wahrscheinlich wird es eine der meistgesendeten Szenen in der Showbranche überhaupt werden. Da kann man sich doch kaum aufregen – äußerlich natürlich schon. Aber insgeheim muss man sagen, dass auch schlechte Presse besser ist als gar keine. Die New York Post zitierte einen Werbeexperten mit den Worten: “Wenn sie allein sind, schreien die bestimmt. ‘Ja, gib mir fünf!'”
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