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Ringen um Macht und Einfluss: Sun spielt den Java-Preisbrecher

Sun Microsystems will Java auf allen Ebenen gegen Microsofts Dotnet in Stellung bringen. Vor allem Entwickler werden auf bisher ungewohnte Art und Weise umworben: Den Java Application Server will Sun jetzt sogar verschenken – bisher waren 2000 Dollar pro Prozessor fällig. Aber auch der Softwarehersteller Macromedia versucht, eine erneute Java-Lawine loszutreten und propagiert Java als Plattform für die Entwicklung von Flash-Anwendungen.
Mit dem ‘Java System Application Server 8’ unterstützt Sun jetzt auch Version 1.4 der Java 2 Enterprise Edition (J2EE). Der App-Server werde es einfacher machen, Anwendungen für Webservices zu schreiben, meint Suns Software-Chef Jonathan Schwartz. “Wir wollen mit der veränderten Preispolitik eine Entwickler-Unterstützung bekommen, die so breit wie nur irgendwie möglich ist.” Für Erweiterungen wie Administrations-Tools oder Features bei der Ausfallsicherheit will Sun aber nach wie vor Lizenzzahlungen fordern.

Schon vor zwei Monaten hatte Sun angekündigt, seinen ‘Java Desktop’ mit einer Jahreslizenz zum Preis von 100 Dollar pro Mitarbeiter zu vertreiben. Die Server-Lizenz soll es zum gleichen Preis pro Mitarbeiter geben, beides zusammen zum Discount von ‘Nimm zwei und zahle anderthalb’. “Eines unserer stärksten Argumente ist tatsächlich der Preis”, so Schwartz. “Denn wir sind der Low-Cost-Dienstleister auf dem Desktop.” Und damit sehe Sun Chancen, die sich weitende ‘digitale Kluft’ zu überbrücken, also auch in weniger entwickelten Regionen oder bei gemeinnützigen Organisationen die eigenen Softwareprodukte einzusetzen.

Dabei habe die Finanzwelt offenbar noch nicht verstanden, wie Sun sich sein Geschäftsmodell in diesem Bereich vorstelle, merkt Schwartz an. “Wir gehen heute mit Java tatsächlich anders um und wir verdienen heute auf eine andere Art und Weise mit Java Geld, als wir das bisher versucht haben.”

Über den Preis will das Unternehmen unter Firmenchef Scott McNealy auch seine Smart-Card-Technologie auf Basis von Java weiter in den Markt schieben. Die ‘Java Card S’ werde in ihrem Funktionsumfang beschnitten, heißt es, dafür solle die Technik deutlich günstiger werden. Bisher werden Suns Java Cards für die Authentifizierung von Nutzern verwendet oder aber für die verschlüsselte Speicherung von Daten. Nach eigenen Angaben konnte Sun die Technik auf rund 400 Millionen Smart Cards weltweit etablieren. Mehr als die Hälfte davon steckt heute in Mobiltelefonen, um dort Java nutzen zu können.

Mit der mobilen Java-Plattform hat Sun allerdings noch nie nennenswerte Umsätze erzielt. Vielmehr verfolgt der Hersteller das Ziel, im Backend beispielsweise die Authentifizierung der Nutzer abzuwickeln. Für kommendes Jahr sind außerdem eine Reihe von Server-Anwendungen unter dem Dach des ‘Java Card System’ angekündigt, die solche Aufgaben übernehmen sollen. Ins Bild passt da auch die Spezifikation für 2.2.1 der Java Card. Sun unterstützt damit jetzt auch verschiedene Arten der Datenübertragung per Kurzstreckenfunk und eine Reihe von Sicherheitsstandards.

Mit einer Art Suite kommt nun auch Macromedia auf den Java-Markt: Mit ‘Flex’ bekommen J2EE-Entwickler sowohl Server-Software als auch Tools und Entwicklungsrichtlinien, um Anwendungen für Macromedias Flash-Format zu entwerfen. Bisher sei gerade bei Java zu viel Mühe auf das Backend gelegt worden, meint Macromedias zuständiger Manager David Mendels. “Wir haben uns zu wenig um die letzten Millimeter gekümmert, auf denen der User mit der Anwendung arbeitet. Das war bisher einer der wichtigsten Faktoren, die Web Applications gebremst haben”, so Mendels.

Mit Flex könne der Entwickler Text-basierte Tools verwenden, die sehr viel einfacher zu handhaben seien als die eher komplexen Macromedia-Tools bisher. In der ersten Jahreshälfte soll das Paket verfügbar sein. Preise stehen noch nicht fest. Allerdings wird es nach der ersten Auflage für J2EE auch noch Unterstützung für Microsofts Dotnet geben. IBM verkauft Flex auf Wunsch bereits zusammen mit Websphere.

Silicon-Redaktion

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