Erste Geräte für Quantenverschlüsselung sind auf dem Markt

Das Rennen um eine neue Ära der Kryptografie ist eröffnet. Seit letzter Woche sind die ersten Geräte für den Aufbau von Infrastrukturen mit Quantenverschlüsselung auf dem Markt. ‘Navajo’ heißen die Kryptographen der US-Firma Magiq Technologies, mit denen Daten künftig mit der maximal denkbaren Sicherheit übermittelt werden können.
Quantenkryptografie hat gegenüber konventionellen Verschlüsselungsverfahren den Vorteil, dass der Private Key praktisch nicht geknackt werden kann. Bei den derzeitigen Verfahren schützt man den Private Key durch eine immer größer werdende Wortlänge – 128 Bit sind schon Standard. Doch im Zuge immer leistungsfähigerer Rechner kann man praktisch darauf warten, bis solche Schlüssel im iterativen Verfahren bald sehr schnell geknackt werden können.

Bei der Quantenkryptografie stellt sich dieses Thema erst gar nicht. Die Kommunikation findet zwischen zwei Navajo-Boxen statt, die über 100 Kilometern voneinander entfernt sein können. Die Daten werden vom Sender in Photoncharakteristiken übersetzt und über Lichtleiter übertragen. Der Schlüssel wird dabei allerdings permanent verändert – bei den Geräten von Magiq zehn mal pro Sekunde. Das Verfahren stellt sicher, dass nur der vom Sender bekannte Empfänger die Daten entschlüsseln kann. Ein Abhörversuch verändert den Schlüssel und die Daten können nicht gelesen werden.

Magiq bietet seine Lösung derzeit amerikanischen Finanzinstituten und Regierungsstellen an. Gleichzeitig plädiert der Hersteller bei der Regierung dafür, diesmal keine Auflagen gegen den Export von Verschlüsselungstechniken aufzuerlegen – während der neunziger Jahre herrschte ein striktes Exportverbot für Kryptografieprodukte. Wahrscheinlich wird das aber auch nicht nötig sein, denn der Alte Kontinent scheint diesmal weniger fest zu schlafen.

So zeigte die Schweizer Firma ID Quantique letzten Monat auf der Telecom-Messe in Genf eine Pilotinstallation für Quantenverschlüsselung nach exakt demselben Verfahren. Eine Kooperation zwischen ID Quantique, dem Schweizer Security-Spezialisten Wisekey und OISTE, einer internationalen Organisation für die Förderung von sicheren Transaktionen, wird der Schweiz demnächst das erste, nach bester eidgenössischer Tradition sichere E-Voting-Projekt bringen.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

IT 2025: IT-Führungskräfte erwarten massiven KI-Ruck

Einsatz von KI-Lösungen wirbelt auch in deutschen Unternehmen die Liste der Top-Technologieanbieter durcheinander.

1 Stunde ago

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

4 Stunden ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago