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SCO pickt sich einen Linux-Anwender heraus

Die amerikanische SCO Group hat angekündigt, einen “herausragenden” Anwender des Open-Source-Betriebssystems Linux wegen der Verletzung von Urheberrechten auf Schadenersatz zu verklagen. Der prominente Anwalt David Boies wollte zunächst nicht sagen, wen das Softwareunternehmen ins Visier genommen habe, “weil wir verhindern wollen, dass schon jetzt Gegenmaßnahmen gegen unseren Vorladungsantrag eingeleitet werden”. Mit der Klage würde SCO, hinter dessen Aktivitäten viele Beobachter Microsoft als treibende Kraft vermuten, seine Klagen gegen IBM und Silicon Graphics nun wie angekündigt auf Linux-Anwender ausdehnen.
Das Unternehmen, das SCO stellvertretend verklagen wolle, habe eine Aufforderung von SCO erhalten, seine Linux-Installationen zu lizenzieren, weil im Source Code urheberrechtlich geschützte Code-Bestandteile von SCO enthalten seien, so Boies. “Wir haben nach einem Prozessgegner gesucht, dessen Fall das Problem in seiner ganzen Bandbreite illustrieren kann.”

Bisher hat sich SCO geweigert, die Code-Passagen, auf die sich die Klagen beziehen sollen, auch öffentlich zu machen. Einblick haben bisher nur Fachleute und Finanziers bekommen, die zu Stillschweigen verpflichtet wurden. Zum Jahresende soll der Linux-Kernel in Version 2.6 verfügbar sein. In der Linux-Community ist man sich sicher, dass dieser Code unangreifbar für SCO sein wird. Wenn also die Anwender nur zügig den neuen Kernel implementieren, würden sie sich damit einer akuten Bedrohung durch SCO – die gerechtfertigt sein mag oder nicht – entziehen.

SCO teilte in einer Telefonkonferenz außerdem mit, dass die beauftragte Rechtsanwaltskanzlei Boies, Schiller & Flexner LLP 400.000 Aktien des Unternehmens erhalten habe und somit zwischen 2 und 3 Prozent an SCO hält. In den USA gilt dieser Schritt als ungewöhnlich, da Boies ohnehin bereits 1 Million Dollar für seine Arbeit erhalten haben soll. Boies hatte das Washingtoner Justizministerium bereits im Kartellverfahren gegen Microsoft unterstützt und den früheren Präsidentschaftskandidaten Al Gore in seinem Kampf um das Wahlergebnis in Florida vor drei Jahren vertreten – schließlich ohne Erfolg. Nun sollen die Anwälte auch zu einem Fünftel an den Einnahmen beteiligt werden, die SCO durch die Verfahren erstreiten will.

SCO-Chef Darl McBride vertrat in seiner Rede am Rande der Comdex in Las Vegas die Auffassung, dass die GPL, unter der die Linux-Entwicklung derzeit vorangetrieben wird, auf Dauer keinen Bestand haben werde. Außerdem sei er der Überzeugung, dass Linux als Betriebssystem nicht mehr lange Zeit ohne Lizenzkosten zu haben sein werde. Unternehmen wie Red Hat und Novell hätten ein starkes Interesse daran, so McBride. Deshalb habe Unix auf Intel-Plattformen eine große Zukunft für unternehmenskritische Anwendungen. Und schließlich, so McBride, werde sich SCO gegen IBM durchsetzen und die geforderte Schadenersatzsumme erstreiten.

Über die geplante Klage hinaus hat SCO nun auch angekündigt, die geplante Übernahme der deutschen Suse Linux durch Novell zu verhindern – mit einem handfesten Argument: Der Deal verstoße gegen eine acht Jahre alte Vereinbarung von Novell mit der Santa Cruz Operation, als das Unternehmen seine Rechte an Unix verkauft habe. Novell bestreitet de Passus, wonach die beiden Unternehmen sich keine Konkurrenz machen dürften, in einer knappen Mitteilung. Die Darstellung sei falsch, heißt es.

Silicon-Redaktion

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