Dass die USA mit Spam offenbar einen unfreiwilligen Exportschlager besitzt, hat die EU erneut alarmiert und so macht sie jetzt Druck, dass die Regierung Bush mehr gegen die Flut von unerwünschten Werbemails unternimmt. Immerhin sind heute mehr als die Hälfte der Mails im Posteingang Spam-Nachrichten, und obwohl in Europa viele verschiedene Sprachen gesprochen werden, sind rund 80 Prozent der Werbemails, so der Anti-Spam-Anbieter Brightmail, auf Englisch und – stammen aus den USA.
In der Informationstechnologie kopiert zwar Europa oft, was in den USA schon länger in Mode ist. Doch beim Thema Spam scheinen die Vereinigten Staaten hinterher zu sein. Das trifft nach Ansicht der EU-Kommission auch auf Anti-Spam-Gesetze zu – sie sind den EU-Vertretern zufolge zu lasch und nicht abgestimmt mit dem Rest der Welt. Erkki Liikanen, EU-Kommissar für Unternehmen und Informationsgesellschaft, hat deshalb jetzt erneut deutlich gemacht, dass die Länder der Welt den Kampf gegen Spam nur gewinnen können, wenn sie alle zusammenarbeiten.
Liikanen sagte auf der OECD-Konferenz in Brüssel: “Es macht keinen Sinn, dass die beiden größten Handelsblöcke unterschiedliche Spam-Gesetze haben.” Auch wenn das in Europa festgeschriebene ‘Opt-in-Modell’, wonach Werbung per Mail nur dann an den Adressaten gelangen darf, wenn er sein Einverständnis gegeben hat, keine Wunderwaffe gegen Spam ist und nur eine geringe Prozentzahl an ungewollter Werbung abhält, so ist man doch überzeugt, schon einen kleinen Erfolg erzielt zu haben. Gegen Spammer in den USA hat man mit diesem Modell allerdings keine Handhabe, denn in Übersee dominiert das Opt-out-Modell, das erlaubt, Mails bis zur ausdrücklichen Ablehnung strafverfolgungslos weiterhin zu versenden.
Die USA müssten wenigstens mehr mit Strafen gegen Spammer drohen oder das Opt-in-Modell gesetzlich verankern. Die Länder Kanada, Schweiz und Australien haben nach Angaben des Wall Street Journals die europäische Gesetzgebung in Teilen übernommen. Die Vereinigten Staaten sprechen sich gegen das EU-Modell aus mit der Begründung, Opt-in benachteilige kleine Firmen gegenüber großen, weil es zu aufwändig und deshalb für kleinere nicht durchführbar sei, Werbung erst dann zu verschicken, wenn bei jedem potenziellen Kunden die Einwilligung eingeholt worden sei.
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