Neue Technologie mit einem Gesamt-Forschungswert von 500 Millionen Dollar hat der Netzwerk-Computerkonzern Sun Microsystems auf seiner Anwenderkonferenz in Berlin vorgestellt. Die zwanzig Neuheiten sollen das Rechenzentrum umkrempeln. Dabei dient das Konzept ‘N1’, das die Verwaltung von IT-Infrastrukturen vereinfachen und flexibilisieren soll, für den Hersteller als dominierendes Leitmotiv.
“Wir haben fast hundert neue Features rund um den Network Computer ausgeliefert”, verkündete stolz Scott McNealy, CEO von Sun. Das beginne bei Low-Cost-Systemen, die auf x86 oder UltraSparc basieren und unter Solaris oder Linux laufen, und reiche bis zu einer kompletten Blade-Plattform mit N1 und dem radikal neuen Java System für Unternehmen und Desktops. “Zudem haben wir diese einzelnen Hard- und Software-Komponenten kombiniert, um 30 neue Referenzarchitekturen und Infrastrukturlösungen zu entwickeln. So geben wir unseren Kunden genau das, was sie wollen und brauchen – den Network Computer.”
Dabei stellt das Unternehmen unter anderem neue x86 Blade Server vor, die AMD-basiert sind und sich direkt gegen die Produkte von Dell und Hewlett-Packard (HP) richten sollen. Diese beiden Unternehmen hatten in den letzten Quartalen einigen Druck auf Sun ausgeübt. Die schlagfertige Antwort von Scott McNealy: “Wir sind immer billiger als Dell.”
Ferner gibt es mit dem Rack-optimierten Netra 240 für TK-Unternehmen einen 64-Bit-Server mit einem UltraSparc IIIi-Prozessor, von dem der Hersteller behauptet, es sei der weltweit einzige für Level 3 zertifizierte Server seiner Art. Ausdrücklich heißt es von Sun, der Server liege preislich unter vergleichbaren HP- oder IBM-Systemen. Den Lowend-Servern genannten Produkten bescheinigen Analysten eine rosige Zukunft. Über die Intel-basierten 64-Bit-Server der Konkurrenz hatte McNealy nur Spott übrig: Der Itanium-Prozessor sollte sich in ‘Itanic’ umbenennen.
Im Bereich Virtualisierung und Technical Computing wartet das Unternehmen mit der ‘Blade 2500 Workstation’ auf, der ‘Fire Visual Grid’ Lösung, der Grafikbeschleuniger-Karte ‘XVR-600’, sowie den Boards ‘SX 15000’ und ‘SX 2500’. Von ihnen heißt es, sie vereinfachten und verbilligten die Virtualisierungsarbeit im Rechenzentrum. IDC bescheinigt Blades an sich zunächst einen rasch wachsenden Markt, der die Platz sparenden Bauteile für Rechenzentren attraktiv mache. Analyst Jean Bozman sagt, dass es im Servermarkt eine Weile gebraucht hätte, bis die Blades sich entwickeln konnten, aber jetzt stehe die erste Schlacht mit den herkömmlichen Servern am Horizont. “Im Blade-Bereich stark zu sein wird bald extrem wichtig.”
Doch Sun setzt nicht nur die Technik selbst ein, um sich gegen die Übermacht zu behaupten. Es soll beim im letzten Quartal vorgestellten Java-System wegen “großer Beliebtheit” ein neues Pricing geben. ISVs und OEMs zahlen fortan einen Preis von 1000 Dollar pro Prozessor. Die Solaris x86-Betriebssystemumgebung sei nun für insgesamt 170 eigene und Drittanbieter-Plattformen verfügbar. Erwähnenswert ist auch, dass das Unternehmen bereits hundert ‘N1’-Kunden zählt. Doch die größere Verbreitung heißt offenbar auch, dass Sun Hilfe braucht. So will das Unternehmen nun eine Kooperation mit dem Dienstleistungskonzern EDS eingehen, um Support für das Java Desktop System in Unternehmen anzubieten.
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