Open-Source-Pionier kämpft gegen Überteuerung von Linux
Der Erfolg von Linux im Enterprise-Bereich hat das Open-Source-Betriebssystem teuer gemacht.
“Linux ist jetzt teurer als Windows.” Mit diesem provokanten Satz konfrontierte eine multinationale Bank neulich den altgedienten Open-Source-Haudegen Bruce Perens. Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis war für die Bank, den Plan für eine Linux-Großinstallation mit 10.000 Systemen erst mal wieder in die Schublade verschwinden zu lassen. Die Konsequenz für Bruce Perens war, eine neue Linux-Distribution mit dem Namen ‘UserLinux’ zu gründen.
Perens will damit auf ein delikates Problem aufmerksam machen: Der Erfolg von Linux im Enterprise-Bereich hat das Open-Source-Betriebssystem teuer gemacht. Distributoren wie Red Hat und Suse haben immer mehr vor allem die Wertschöpfung vor Augen und wollen Profit aus einer Software schlagen, die ihnen eigentlich nicht gehört. Und das verschlechtere die Akzeptanz des freien Betriebssystems. “Aber Linux für Unternehmen funktioniert heute wie ein Schnappschloss”, erklärt Perens in einem Positionspapier seiner neuen Unternehmung. Die Distributionen werden mit jeder Menge proprietärer Software angereichert, “um den Kunden in kostspielige Verträge und Services zu ziehen”. Der SCO-Vorgänger Caldera war dabei nach Ansicht von Perens der schlimmste dieser Sorte.
Vor allem aber die Preisgestaltung mit Gebühren pro eingerichteten Arbeitsplatz stehe im Widerspruch zur ursprünglichen Idee der Open-Source-Bewegung, die das freie Kopieren der Software vorsah. Das zerstöre langfristig das ökonomische Modell von Linux. Mit seiner neuen Distribution gehe es Perens darum, für die Unternehmen die Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen und auch wieder mehr auf die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen und Branchen einzugehen. Diese würden in Hinsicht auf größere Märkte unter den Teppich gekehrt.
“UserLinux soll auf Debian GNU/Linux basieren und somit auf ein Projekt aufbauen, das über 1000 Entwickler hinter sich hat”, erklärt Perens. Sein Projekt soll jedoch anders funktionieren als die etablierten Großdistributionen: Nicht als Profit-Center sondern auf Basis von Kostenteilung bei der Entwicklung von Anpassungen und Modulen für die Bedürfnisse spezieller Branchen.
So führe er derzeit Gespräche mit einer Industriegruppe, die für eine angepasste Linux-Zertifizierung jährlich eine Million Dollar zahlen will. Diese Gruppe will nicht ‘per seat’, also per Arbeitsplatz bezahlen, sondern ein Linux-System, das die Bedürfnisse dieser Industrie befriedigt. Bei 50.000 Desktops würde sich die Gruppe sehr viel Geld sparen. Natürlich sei das auch auf andere Branchen ausdehnbar. “Außerdem wird UserLinux das Vakuum auf dem Consumer-Markt schließen, jetzt wo Red Hat die Auslieferung seiner Linux-Kundenversion stoppt.”