Etwa 23 Prozent der Deutschen sind gegenwärtig über 60 Jahre alt. Als Reaktion darauf haben sich Forscher verschiedener Universitäten an der TU Berlin zusammengeschlossen, um das jetzt abgeschlossene Projekt “Sentha” zu betreiben, das eine seniorengerechte Umgebung untersuchen und Vorschläge für entsprechende Produkte an die Industrie geben soll. Dabei kamen die Forscher vor allem bei neuester Technik auf entscheidende Defizite. Handys sind von ihrer Benutzerführung geradezu seniorenfeindlich, so das vernichtende Urteil der Wissenschaftler in einer Mitteilung.
“Gleich zu Beginn mussten wir einen Paradigmenwechsel vornehmen”, sagt TU-Professor Wolfgang Friesdorf, Sprecher der Forschergruppe. “Gingen wir anfangs davon aus, Defizite bei den Fähigkeiten der älteren Probanden im Umgang mit der Technik analysieren zu müssen, sprachen wir alsbald schon von Ressourcen, die zu nutzen sind, denn die gesunden Senioren verfügen ja über alle sensorischen und motorischen Fähigkeiten.”
Das neue Leitbild, nicht von Defiziten auszugehen, die das Produkt ausgleichen soll, sondern von vorhandenen geistigen und körperlichen Fähigkeiten, die der Senior auch nutzen will, stelle für die Produktentwicklung eine neue Herausforderung dar. “Die Senioren wünschen sich nicht einen vollautomatischen Hightech-Haushalt, der sie tatenlos im Sessel sitzen lässt”, sagt TU-Arbeitswissenschaftler Matthias Göbel.
Genauso wenig genüge es, die Tasten des Handys einfach nur größer zu machen. Untersuchungen ergaben, dass das Hauptproblem für ältere Menschen beim Handy die Handhabung des Menüs ist. “Dessen Logik”, so Friesdorf “ist nicht für ältere Menschen gemacht.” Für den Produktentwickler bedeute das, eine völlig neue Haltung gegenüber dem Kunden einzunehmen: Die Frage sei nicht, wie bringe ich die entwickelte Technik an den Kunden, sondern, was braucht der ältere Kunde wirklich. Der Technologe müsse sich in die Lage des älteren Anwenders hineinversetzen. Deshalb sei ein seniorengerechtes Gerät nicht unbedingt eines, was alle Funktionen anbietet, die technisch möglich seien. Weniger sei oft mehr, so die Forscher.
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