Free-to-share-Software ist sehr wichtig für Entwicklungsländer. Das erklärte Samuel Guimaraes, Sekretär des brasilianischen Außenministeriums, beim World Summit of the Information Society (WSIS) in Genf vor Regierungsvertretern. Denn damit sei es ärmeren Ländern möglich, ihre eigene Technologie zu entwickeln, anstatt eine fremde importieren zu müssen. Seiner Meinung nach könne die digitale Kluft nicht mit proprietärer Software überwunden werden. Dagegen stelle Open-Source-Software, die kollektiv entwickelt und frei über das Internet verfügbar ist, den denkbar besten Weg dar.
Brasiliens Regierung will selbst mit Open-Source-Plänen ernst machen. Schon im kommenden Jahr soll auf über 80 Prozent aller für Behörden und Verwaltung angeschafften Rechner entsprechende Software installiert werden. Und im Vorfeld des WSIS hatte der südamerikanische Staat gemeinsam mit China und Kuba durch harsche Kritik erreicht, dass die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) von dem Kongress ausgeschlossen wurde. Zu USA-freundlich, lautete der Vorwurf.
Trotz gewisser Gegenwehr einzelner westlicher Staaten wurde das Thema Open-Source für Entwicklungsregionen als offizieller Gesprächspunkt aufgenommen. “Unternehmen, die proprietäre Software verkaufen, werden sich damit abfinden müssen, dass es einen Konkurrenzkampf gibt, und das ist gut für Entwicklungsländer, denn das resultiert in bezahlbaren Modellen und führt zu verbesserten Zugängen”, erklärt Raoul Zambrano, UN-Berater für Informations- und Kommunikationstechnologien in einem Interview mit der International Herald Tribune.
Bei dem United Nation Development Programm (UNDP) will man Regierungen aber keine Blanko-Empfehlung für Open-Source-Software geben, fügt Zambrano an. Denn dies würde zu einer neuen Monopolstellung bei der Softwareentwicklung führen. Vielmehr will man Wahlmöglichkeiten und einen Konkurrenzkampf etablieren. Das UNDP plant in Europa ein Beratungsbüro, um vor allem den baltischen und Balkan-Staaten die Migration auf Open-Source-Software zu ermöglichen.
Doch gibt es Beispiele, die einen solchen Umzug sinnvoll erscheinen lassen: So berichtet der Präsident des bulgarischen IT-Beratungsgremiums, Veni Markovski, er habe das UNPD aufgesucht, weil ihn Verträge seiner Regierung mit Microsoft schockiert hätten. So wirft er dem Unternehmen vor, für XP-Produkte den doppelten Marktpreis berechnet zu haben. Microsoft dementierte diesen Vorwurf.
“Ich bin überzeugt, dass das Endresultat des Einflusses, den Microsoft auf die Regierung hier übt, darin besteht, dass der Endverbraucher, der Bürger, keine Wahlmöglichkeit und auch die Regierung irgendwann keine Entscheidungsfreiheit mehr hat”, kommentierte Markovski die Strategie des Softwareunternehmens.
Der Softwaregigant kontert solche Argumente auf dem Treffen mit dem Hinweis, neben Gesprächen mit der UNDP auch eine Milliarde Dollar als Entwicklungshilfe bereit zu stellen, um die Kluft zu überwinden. Auch würden Kunden, die sich an solchen Projekten beteiligen, nicht gezwungen, nur noch mit Microsoft-Produkten zu arbeiten. Peter Dravis, unabhängiger Autor eines Open-Source-Reports für die Weltbank, meint, dass es für viele Organisationen ein harter Brocken wäre, wenn Microsoft Software an Schulen und Regierungen verteilt. Auf der anderen Seite gebe es ein sehr großes allgemeines Interesse an nichtproprietären Produkten, und eine Handvoll Microsoft-Verträge mit einigen Regierungen würde noch keine Marktdominanz garantieren.
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