Nachdem das Pentagon vorerst sein Online-Wahlsystem aufgegeben hat, führt jetzt mit Irland das erste europäische Land flächendeckende elektronische Wahlen ein. Die konservativ-liberale Regierung Irlands unter Premierminister Bertie Ahern will die Bürger zu den Kommunal- und Europawahlen am 11. Juni per Wahlcomputer abstimmen lassen. Allerdings melden sich auch die Skeptiker schon zu Wort.
Der Rechner wurde vom britisch-niederländischen Gemeinschaftsunternehmen Nedap/Powervote entwickelt. Die irische Regierung hatte das E-Voting-System bei den Parlamentswahlen im Mai 2002 in drei Wahlkreisen und bei der zweiten Abstimmung zum EU-Vertrag von Nizza im Oktober 2002 in sieben Wahlkreisen getestet. An den Tests hatten insgesamt 400.000 Bürger teilgenommen. Die Iren hatten dem Nizza-Vertrag zugestimmt und damit den Weg zur EU-Osterweiterung freigemacht.
Unter dem Eindruck der Pentagon-Entscheidung hat jetzt die oppositionelle christdemokratische ‘Fine Gael Party’ Zweifel an der Zuverlässigkeit des irischen Systems angemeldet. Die Partei wird dabei von der Bürgerrechtsgruppe ‘Irish Citizens for Trustworthy Evoting’ unterstützt, der unter anderem der Sicherheitsspezialist Bruce Schneier angehört. Schneier & Co wollen erreichen, dass Papierkopien der per E-Voting abgegebenen Stimmen gemacht werden. “Stellen Sie sich vor, Ihre Bank sagt eines Tages plötzlich zu Ihnen: Es gibt keine Kontoauszüge mehr, aber vertrauen Sie uns, wir sagen Ihnen den genauen Kontostand”, meint Dermot Dunnion, CEO des irischen Sicherheitsspezialisten CryptAll.
Martin Cullen, Irlands Minister für Umwelt und Lokalverwaltung, hat derweil bekräftigt, das E-Voting-System im Juni einführen zu wollen. Das System habe rund 35 Millionen Euro gekostet. E-Voting verbessere die Demokratie und könne “Fehler durch konfuse Handschriften vermeiden”, sagte Cullen. Die Auszählung der Stimmen erfolge schneller und sei genauer.
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