Immer mehr Beta-Tester von neuen Software-Releases werden ihrer althergebrachten Rolle nicht mehr gerecht. War bis vor kurzem noch ein ernsthafter Typ von Softwerker gefragt, der sich unermüdlich auf die Suche nach Bugs oder Fehlern macht und diese gewissenhaft an die Hersteller weitergibt, so haben es die Unternehmen heute eher mit Technik-Freaks zu tun, die vor allem ‘der Erste’ sein wollen. Das sagen Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft in den USA.
Und das belegen auch laut der New York Times beispielsweise die Zahlen von Gmail, dem neuen Napster-Release oder auch von Spielen. So haben sich mehr als drei Millionen Testwillige für eine der jüngsten 20.000 Beta-Lizenzen von Napster beworben. Auch Gmail, der E-Mail-Service der Suchmaschinenfirma Google, ist sehr beliebt: Der einzige Weg, hier als Beta-Tester zum Zug zu kommen, ist durch Einladung eines bereits testenden Mitglieds der Community. Diese Einladungen bekamen schnell eine eigene Rubrik bei Ebay, so viele Anfragen und Postings gab es. Allein ab dem 1. April bis Mitte Mai hatten sich demnach 78.000 Testwillige gefunden, die bei Ebay auf Suche nach solchen Einladungen gehen wollten. Bis zu 200 Dollar erzielten mitunter solche Einladungen, sagt der Gmail-Entwickler Sean Michaels.
Die Entwickler würden sich eben vermehrt über Technik, beispielsweise die schicksten Handys, oder auch darüber definieren, wer sich zum Kreis der Erstanwender zählen kann. Das sei Gesprächsthema und erhöhe den Coolness-Faktor, sagt der ehemalige Web-Berater der Wahlkampagne von Howard Dean. Sherry Turkle, Professor für Gesellschaftswissenschaften und Technik am MIT sagt, dass sich die Beta-Tester mehr und mehr über die Testaufgaben und die Programme definieren würden. Zu einer Avantgarde in einer schnelllebigen Technikbranche zu gehören, das sei zunehmend persönlich wichtig.
Für Spieler komme neben dem Reiz des Neuen noch hinzu, die Entwicklung des Spiels und der Levels als Beta-Tester entscheidend mit beeinflussen zu können. Die Unternehmen reagieren bereits auf diese neue Generation der Tester. So verkaufen einige die Downloads regelrecht oder stellen sie in Ebay zur Versteigerung ein. Andere, wie das Entertainment-Unternehmen Lucas Arts, machen eine Werbekampagne daraus und vergeben die Betaversion neuer Anwendungen als eine Art Belohnung an die aktivsten und treuesten Kunden.
Clifford Nass, Professor an der Stanford University, hält Beta-Testing daher heute für eine “Marketing-Sache”. Das habe damit zu tun, dass sich die Anwender bereits so an löchrige Software gewöhnt hätten, das es für die Unternehmen keinen Sinn mehr mache, zwischen den beiden Gruppen zu unterschieden und die Beta-Tester von den “Käufern” getrennt zu halten. Beta-Tester seien also heute die Leute, die am ehesten bereit seien, sowieso Geld für die Software auszugeben – ob mit oder ohne Bugs. Doch die Kehrseite erfahren jetzt die Gmail-Einlader: Letzte Woche erreichte eine solche Einladung gerade mal 5 Dollar. Was viele haben, ist eben schnell uninteressant.
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