Apple baut sich als Alternative im Servermarkt auf
Was als Sicherung der eigenen Kundenbasis begann, mausert sich langsam aber sicher zu einem eigenständigen Geschäftszweig.
Was als Sicherung der eigenen Kundenbasis begann, mausert sich langsam aber sicher zu einem eigenständigen Geschäftszweig: Apples Server-Sparte überraschte mal wieder auf der diesjährigen Macworld Expo in San Francisco nicht nur mit neuen G5-Servern im Blade-Format sondern auch mit einer eigenen Software für den Aufbau von Clustern.
Spätestens seit dem Aufbau eines riesigen Clusters für die US-Universität Virginia Tech im letzten Jahr traut man dem G5-Prozessor und den darauf basierenden Maschinen mehr zu als eine coole Benutzeroberfläche. Das aus 1100 PowerMacs bestehende Gebilde rangiert inzwischen auf Platz 3 unter den leistungsfähigsten Supercomputern weltweit.
Nun sollen Unternehmen, deren IT-Infrastrukturen teilweise oder ganz aus Macintosh-Rechnern bestehen, selbst in den Genuss der Leistungsfähigkeit von G5-Servern kommen – auch im Cluster-Modus. Dafür soll eine Software namens ‘Xgrid’ sorgen, die G5-Server zu Clustern zusammenfassen und Rechenleistung nach Bedarf verteilen können soll. Eine erste Beta-Version davon wurde am ersten Tag der Macworld unter die Leute gebracht. Und damit keine Zweifel aufkommen, dass es Apple damit ernst meint, wurde erwähnt, dass Xgrid außer bei Virginia Tech auch bei der NASA probeweise im Einsatz ist.
Die neue Xgrid-Software verwendet eine letztes Jahr vorgestellte Netzwerktechnologie namens Rendezvous, die innerhalb der verfügbaren Systeme eines Mac-Clusters automatisch Ressourcen erkennen kann und Aufgaben verteilt und verwaltet. Damit können beispielsweise 42 Server in einem Standard-Rack zu einem Cluster verbunden werden, das eine Rechenleistung von 1,5 Teraflops erreicht. Die Xgrid-Konsole hat eine Apple-Benutzeroberfläche, die es erlaubt, Unix-Befehle einzugeben, Shell-Scripts auszuführen oder Anwendungen im ganzen Cluster einzuspeisen.
Apples Management übt sich unterdessen in den leisen Tönen: Gegenüber US-Medien sagte Alex Grossman, Director of Hardware Storage, dass man immer noch genauso bescheiden sei wie bei der Vorstellung der Xserve-Serie vor einem Jahr. Und Xserve sei eine perfekte Lösung für die angestammte Klientel in den Bereichen Bildung, Grafik und Werbung.
Dafür spricht auch die Preisgestaltung der Server. Der neue Blade mit einer Höhe von 1U kommt zum Preis von 3479 Euro inklusive Mehrwertsteuer, mit zwei Prozessoren bestückt kostet er 4639 Euro. Beide haben ein optisches Laufwerk und maximal 750 GByte Plattenspeicher. Als Knoten für den Aufbau von Clustern, also ohne optisches Laufwerk und einiger Peripherie, kostet der Xserve mit zwei Prozessoren 3479 Euro.
Bei diesen Preisen und mit einer Lizenz für unbegrenzt viele Clients ausgestattet, kommt zwangsläufig der Verdacht auf, Apple versuche damit seine installierte Basis an Clients zu schützen. Mit letzteren dürfte der Hersteller ohnehin mehr Umsatz und Profit machen.
Doch Server scheinen von Apple künftig mit einer neuen, wichtigeren Rolle bedacht. Sie sollen nicht nur die installierte Basis sichern, sondern auch neue Kunden im Business-Umfeld auftun. Der Hersteller streckt bereits seine Fühler in andere, wenn auch mit der bestehenden Klientel artverwandte Branchen aus. So ist seit kurzem die Kombination eines Xserve-Clusters und diversen Programmen erhältlich, die seitens der grafikintensiven Biotech-Branche verwendet werden.
Während Apple sein Wachstum im Servermarkt sehr behutsam zu inszenieren scheint, trauen manchen Branchenkenner der Xserve-Serie auch den Erfolg bei der breiten Masse der Anwender zu. Das neue Apple-Betriebssystem basiert auf Unix und hat sich bereits als sicher, stabil und leistungsfähig erwiesen. Zudem können die Server in heterogenen Umgebungen als File- und Print-Server eingesetzt werden, da sie Windows-Clients auch unterstützen.
David Johnson, ein Manager im Dienste des Londoner Venture-Capitalisten Ariadne Capital, sieht Apple in bestimmten Bereichen gar als Gegner von Linux. Die Kombination aus Unix-Kernel, 64-Bit-Prozessoren und günstigen Preisen mache Xserve speziell im High-end zu einer überlegenen Alternative. “Es kommt billiger als Enterprise-Versionen von Linux, vor allem bei Unterstützung von mehr als nur ein paar Anwendern geht”, sagt Johnson. Es sei schon symptomatisch, dass in Europa Apple-Server ausgerechnet unter Linux-Administratoren ihre größten Fans hätten.