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Deutsche CIOs sind gebrannte Kinder beim Outsourcing

Trotz des hohen Bekanntheitsgrades und der Beliebtheit des Themas Outsourcing sind die CIOs immer noch sehr zurückhaltend bei der Auslagerung der IT. Interessanterweise gilt dies besonders für solche DV-Leiter die bereits erste Erfahrungen mit der Outsourcing-Alltagswelt gemacht haben. Einige von ihnen sind nicht nur im Begriff, ihre Verträge nicht zu verlängern, sie tragen sich sogar mit dem Gedanken, ihre ausgelagerten Bestände wieder ins eigene Haus zurückzuholen (In-Housing). Das ist das Ergebnis einer Tiefenanalyse, die das Marktforschungsunternehmen Ovum bei 34 IT-Leitern durchgeführt hat.
Über die Hälfte von ihnen, so heißt es, steckt derzeit in solchen Auslagerungsverträgen. Von den anderen IT-Leitern plant wiederum die Hälfte erst gar nicht, sich auf einen solchen Weg zu begeben. Und auch die IT-Leiter, die Outsourcing planen, wollen dies nicht früher als in zwei bis drei Jahren anpacken, wenn sich die IT-Landschaft wieder einigermaßen erholt haben wird. Und: Von den neun Befragten, deren Vertrag demnächst auslaufen wird, planen ganze drei ein In-housing-Verfahren. Drei von ihnen würden weitermachen, aber wieder ein ganz normales Auswahlverfahren verschiedenerer Leistungen -Anbieter durchführen, das allerdings den derzeitigen Partner beinhalte. Nur ein befragter DV-Leiter würde wegen schlechter Performance und zu hohen Kosten das nächste Mal mit einem anderen Outsourcing-Spezialisten zusammenarbeiten.

Katharina Grimme, Senior Analyst bei dem IT-Marktforschungsunternehmen Ovum, sagt dazu: “Die Zahlen sind besonders interessant in Hinblick darauf, dass von den Praktikern etwa 83 Prozent mit ihrem Provider zufrieden sind; die wenigen, die es nicht sind, nennen als Grund mangelnde Servicequalität. Das zeigt klar, was für ein starker Kundenmarkt das IT-Outsourcing-Geschäft ist, denn auch die Kunden, die mit ihrem Partner zufrieden sind, würden immer auch Alternativangebote prüfen.”

Dennoch hat sie für die Outsourcing-Geschäfte als Hinderungsgrund Nummer Eins isoliert, dass die Angst vor Kontrollverlust über die eigenen Daten immer noch sehr hoch ist in deutschen IT-Abteilungen. Sie hat beobachtet, dass Schlüsselkenntnisse traditionell im Haus gehalten werden und dieser Umstand als der einzig Richtige gilt. Ferner sei aber die Befürchtung auch sehr oft geäußert worden, dass Outsourcing-Skeptiker die Abhängigkeit sehr fürchten. Und zwar aus folgendem Grund: “Den  Befragten macht es Sorge, dass die Kosten für den Weg zurück, also Insourcing, im falle eines gescheiterten Auslagerungsprojektes unklar seien.”

Obwohl die meisten Anbieter umfangreicher Dienstleistungen, beispielsweise EDS, IBM oder Hewlett-Packard,  bereits vertragliche Absicherungen für solche Fälle eingeplant haben und die Kunden aufklären, scheint sich also die Angst vor einer immerwährenden Bindung hartnäckig zu halten. Mehr Kommunikation ist hier offenbar gefragt, um solche Gedanken aus der Welt zu schaffen.

Doch auch der ganz offensichtliche Vorteil von Outsourcing – Kostenvorteil, Konzentration auf das Kerngeschäft und bessere Berechenbarkeit – steht bei den Befragten durchaus zur Debatte. So sagte Michael Müller-Wünsch, Managing Director von MyToys.de: “Oft bedeutet Outsourcing lediglich, dass ein Unternehmen interne ungelöste Probleme an den Partner ‘verkauft’. In den meisten Fällen bedeutet dies, dass es unmöglich wird, die langfristigen Synergieeffekte und Kostenreduzierungen auch wirklich zu realisieren.”

Grimme hat neben diesen Bedenken festgestellt, dass es gerade die großen Anbieter sind, die zwar wasserdichte und kundenorientierte Verträge zu machen versuchen, von den Unternehmen aber dennoch oft als zu komplex betrachtet werden. Bei kleinen Unternehmen, so Grimme, fehle hingegen oft das nötige Vertrauen, um entscheidende Teile des Unternehmens in deren Hände zu geben.

Ferner ziehen die befragten IT-Leiter in Zweifel, ob die mit Outsourcing verbundenen Optimierungen und Konsolidierungen tatsächlich besser ausgelagert werden, zumal die ‘Inhouse-Crew’ ja die Systeme genau kenne. Götz Keller, IT-Leiter des Deutsche Bahn Fuhrpark, hält es beispielsweise für wenig sinnvoll, irgendetwas auszulagern, solange seine Systeme derart heterogen sind. Zunächst sollten die arg fragmentierten IT-Systeme vereinheitlicht werden, erst dann könne er den nächsten Schritt gehen.

Die Ovum-Analystin hat diese Einstellung auch bei anderen CIOs beobachtet. Sie sieht hier die Ansichten der Industrie und der Kunden stark auseinandergehen. Vor allem IBM und die großen Anbieter, so gibt sie zu bedanken, verfolgten ja den Ansatz einer ‘Business Transformation’. Diese Idee treffe dann möglicherweise auf den Kundenansatz, nur Commodity auszulagern und die Prozessoptimierung, Migrationen und Updates selbst zu machen.

Und weitere Slogans der Anbieter scheinen nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen, fährt die Ovum-Analystin fort. Der Zugang zu neuen Technologien sowie die Hilfe bei Fusionen und Verkäufen, so Grimme, sei für die Befragten für eine positive Outsourcing-Entscheidung am irrelevantesten. Ihr Fazit nach der Befragung: Nur fünf der 34 Befragten nennen das Thema entscheidend im laufenden Jahr, 19 beschäftigen sich jetzt lieber mit Konsolidierung, Kosteneinsparung und Systemangleichung. Befragt, was sie zum Umdenken in Sachen Outsourcing bewegen würden, war demnach die einhellige Meinung: “Success Stories, Referenzberichte über erfolgreiche Projekte und Erfahrungsberichte.”

Silicon-Redaktion

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