Intels Itanium verliert an Boden gegen AMDs Opteron
Mit dem Itanium verbanden sich große Hoffnungen, doch die schwinden von Jahr zu Jahr mehr, wie die Zahlen von IDC beweisen. Der Grund lautet AMD.
Der Traum von Intel, mit dem 64-Bit-Serverprozessor Itanium die Erfolgsgeschichte des Pentium zu wiederholen, ist scheinbar von der Realität eingeholt worden. Das Marktforschungsunternehmen IDC hat die Erwartungen für die Verkaufszahlen des Intel-Produkts abermals zurückgeschraubt. IDC hatte vorausgesagt, dass bis 2007 für rund 8,7 Milliarden Dollar jährlich Itanium-Server verkauft würden. Jetzt haben die Marktforscher die Zahlen um 1,2 Milliarden nach unten korrigiert.
Das ist nicht das erste Mal, dass IDC seine Prognose für Intels Chip nachbessern muss. Im Jahr 2000 schätzte man den Servermarkt mit Itanium-Chips noch auf ein Volumen von 28 Milliarden Dollar für das Jahr 2004. Ein Jahr später wurde die Prognose für 2005 auf 15 Milliarden korrigiert, nun soll erst in drei Jahren knapp die Hälfte davon erreicht werden.
Der Grund für diesen gedämpften Optimismus hat auch einen Namen: Advanced Micro Devices, kurz AMD. “Wenn sich die Itanium-Architektur durchsetzt, wird sie von brauchbareren Architekturen herausgefordert werden, darunter auch von AMDs x86-64”, erklärte Vernon Turner, Vize-Präsident von IDCs Server-Forschungsgruppe. x86 ist die Architektur, auf der beispielsweise die Pentium-Familie basiert.
Der große Vorteil des Produkts von Intel-Konkurrent AMD besteht darin, dass die CPU abwärtskompatibel ist. AMD hat es fertiggebracht, mit der x86-64-Architektur seine Opteron-Prozessoren sowohl für 32-Bit- als auch für 64-Bit-Anwendungen tauglich zu machen. Auf dem Itanium 2 laufen 32-Bit-Programme bis dato nur langsam und holprig.
Gerade die Kompatibilität aber ist für die Kunden ein sehr wichtiges Kriterium, denn Anwendungen für 64-Bit-Architekturen sind noch rar gesät. Zwar meldet Intel die Verfügbarkeit von rund 1000 Applikationen, die inzwischen auf Itanium portiert wurden, doch sie repräsentieren einen verschwindend geringen Teil der installierten Basis. Ein Hardware-Plattformwechsel würde deswegen den Erwerb neuer Software-Releases nach sich ziehen, was aus Kostengründen nicht ohne weiteres zu vollziehen ist. Kritiker wie der Halbleiter-Guru Peter Glaskowsky murren daher, dass der Kunde beim Itanium für ein Vielfaches des Preises nur einen Bruchteil der Leistung bekomme.
Intel versucht unterdessen verzweifelt, den Attacken des ‘kleinen’ Konkurrenten zu kontern. So wollen die Kalifornier den Preis für den Itanium-Chip kappen und damit den Verkauf des 64-Bit-Prozessors ankurbeln. Ein Server auf Itanium-Basis soll ab 2007 dann nicht mehr kosten als eine vergleichbare Maschine mit Xeon-Chip. Zudem will man die Frage der Abwärtskompatibilität an den Hörnen packen. Dazu gab der Hersteller den Release des ‘IA-32 Execution Layers’ bekannt. Mit dieser Software sollen zumindest einige 32-Bit-Anwendungen auch auf Intels 64-Bit-Chip reibungslos laufen.
Der IA-32 Execution Layer ist jetzt verfügbar und wird von Windows Server 2003 Enterprise und Datacenter Edition sowie von der 64-Bit-Version von Windows XP unterstützt. Zudem wird er in der zweiten Hälfte des Jahres Bestandteil des Service Pack 1 von Windows Server 2003 sein. 32-Bit-Anwendungen sollen damit auf Itanium-Servern dieselbe Leistungsfähigkeit erreichen wie auf Xeon-Maschinen, die mit 1,5 GHz getaktet sind.
Nach außen hin gibt sich Intel optimistisch und gelassen. “Es gibt eine Hochrechnung, dass Itanium und unsere 64-Bit-Technologie so mächtig ist, dass sie eines Tages Xeon überflügeln wird”, sagte Mike Fister, Senior Vice President der Server-Produktgruppe bei Intel. Und das werde in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sein. Im letzen Jahr hatte Intel 100.000 Itanium-Chips verkauft, den Xenon aber millionenfach.
Bis es soweit ist mit den Stückzahlen, muss aber Schadensbegrenzung betrieben werden. Sun und IBM hat Intel zwei wichtige Kunden an AMDs Opteron-Prozessor verloren. IBM montiert zwar immer noch den Itanium, doch hat sich Big Blue bereits für das Konkurrenzprodukt von AMD stark gemacht und ihn auch in Supercomputer eingebaut. Und das wohl nicht nur aus technologischen Überlegungen heraus, sondern auch um die Vormachtstellung von Intel zumindest ein wenig einzudämmen.
Dennoch gibt es einige Hersteller, die Itanium favorisieren. Der prominenteste darunter dürfte wohl Hewlett-Packard (HP) sein – was sehr nachvollziehbar ist, stammt der Itanium doch zumindest zur Hälfte aus HP-Patenten. Aber auch bei Dell, Fujitsu, Unisys, NEC und Hitachi kommt der Itanium in hochwertigen Servern zum Einsatz. HP war allerdings auch der erste Hersteller, der einen 64-Bit Desktop, den ‘Compaq Presario 8000Z’ auf Basis eines AMD-Chips auf den Markt brachte.