Nicht nur im Wahlkampf, auch bei der US-Präsidentschaftswahl im Herbst selbst soll das Internet eine zentrale Rolle spielen. Damit auch US-Soldaten, die in den Krisengebieten der Welt unterwegs sind, bequem ihr Kreuzchen machen können, hat das Pentagon 22 Millionen Dollar in die Entwicklung eines Online-Wahlsystems gesteckt. Sicherheitsexperten warnen, das löchrige System Namens ‘Serve’ könne die ganz Wahl verfälschen. Die US-Regierung stellt sich jedoch taub.
Das Weiße Haus selbst hatte die hochrangige Expertenkommission damit beauftragt, das Pentagon-Wahlsystem auf Herz und Nieren zu prüfen. Der Abschlussbericht der Kommission fällt vernichtend aus. Jeder an das System angeschlossene Rechner sei durch diverse Trojaner, Viren- und Hackerattacken gefährdet. “Man kann kein Online-Wahlsystem auf Basis von PCs von der Stange und dem Internet, wie es heute aussieht, konstruieren”, so David-Wagner, IT-Professor in Berkeley und Co-Autor der Studie.
Das Pentagon will davon nichts hören – schließlich drängt die Zeit. Serve soll bereits im Rahmen der Vorwahlen zum Einsatz kommen. Öffentlichkeitswirksame Sternstunde soll dann die US-Präsidentschaftswahl im Herbst sein. Diese Pläne will man sich von den IT-Experten nicht vermasseln lassen. Glen Flood, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums bringt es auf den Punkt: “Das Verteidigungsministerium steht zu Serve. Wir meinen, es ist in Ordnung so wie es jetzt ist und wir werden es nutzen.” Offen bleibt, warum die Studie dann überhaupt in Auftrag gegeben wurde.
Dennoch hat das harte Urteil der Experten eine Diskussion ausgelöst. Die einen sprechen von “professioneller Paranoia von IT-Sicherheitsexperten”, andere sind überzeugt, “dass niemals jemand über dieses System wählen sollte”.
Probeweise sollen in den bereits begonnenen Vorwahlen rund 100.000 US-Soldaten ihr Online-Kreuzchen via Serve machen – später sollen es zehnmal so viele Soldaten sein. Das Pentagon geht offenbar davon aus, dass das vergleichsweise kleine Experiment die Wahlen nicht verfälschen könne. Doch wir erinnern uns: Zählprobleme waren der Grund, dass bei der letzten Präsidentschaftswahl George W. Bush per Gerichtsentscheid zum Präsidenten gemacht wurde – damals kam es auf wenige Tausend Stimmen an.
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