DVD-Industrie macht bei DeCSS Rückzieher
Der jahrelange Rechtsstreit um die DVD-Cracking-Software DeCSS scheint beigelegt.
Der jahrelange Rechtsstreit um die DVD-Cracking-Software DeCSS scheint beigelegt. Die Unterhaltungsindustrie hat jetzt einen Rückzieher gemacht, berichtet die Online-Interessengemeinschaft ‘Electronic Frontier Foundation’ (EFF). Demnach hat die ‘DVD Copy Control Association’ (DVD CCA) ihre Klage gegen den umstrittenen Programmierer Andrew Bunner fallen lassen.
Von den Anwälten beider Seiten liegt inzwischen eine Stellungnahme vor. Von der DVD CCA hieß es, man werde jetzt die eigene juristische Strategie weiter entwickeln. Die Auseinandersetzung habe aber allen gezeigt, dass der Schutz von geistigem Eigentum einen hohen Stellenwert im Rechtssystem innehabe. Als Sieg für die Redefreiheit bezeichnen dagegen Bunners Anwälte die überraschende Entwicklung. Die DVD CCA sei offensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen könne.
Hintergrund für den Rückzieher der DVD CCA dürfte auch der erfolglose juristische Feldzug gegen den norwegischen Programmierer Jon Lech Johansen sein. Er war als 15-jähriger an der Entwicklung des DeCSS beteiligt. Im vergangenen Monat entschieden norwegische Gerichte zum zweiten Mal, dass Johansen kein Gesetz des Landes brach, als er den DeCSS-Code im Internet zur Verfügung stellte.
Die Software hilft dabei, DVDs decodiert auf die eigene Festplatte zu schreiben – anders ausgedrückt: Sie hebelt den im DVD-Video-Standard enthaltenen Verschlüsselungsmechanismus CSS aus. Im Mittelpunkt des jahrelangen juristischen Hickhacks stand die Frage, ob die Entschlüsselungs-Software öffentlich gemacht werden darf oder nicht. Tatsächlich ist sie bereits seit Jahren auf zahlreichen Webseiten zugänglich.
Bei der DVD CCA will man jetzt nach eigenen Angaben neue Wege einschlagen, um seinen Code zu verteidigen. Tatsächlich interessiert DeCCS allein heutzutage aber kaum noch jemanden. Das Programm wurde längst durch wesentlich effektivere Software-Produkte abgelöst. Sie knacken nicht nur den CCS-Kopierschutz, sondern auch den Regionalcode und den analogen Kopierschutz von Macrovision: sie helfen dabei vor einem Film geschaltete Studio-Logos und FBI-Warnungen zu überspringen.