Dschungelcamps gelten derzeit als letztes großes Abenteuer in unserer High-Tech-Welt. Schauspieler, die in Kakerlaken baden und Maden essen, sollen beweisen, dass der Mensch auch ohne fließend Wasser und Fast Food überleben kann. Ganz anders sieht das Überlebenstraining dagegen im Silicon Valley aus – dort ist jetzt der 61-jährige Steve Cisler mit einem silbernen Minivan ausgezogen. Seine Heimat: die Wildnis der Landstraße, seine “Dschungelprüfung”: Leben ohne Internet.
Steve Cisler zählt zu den Großen der IT-Branche, als Entwickler bei Apple lebte er fast 20 Jahre lang privat und beruflich online. Weltweit rief er Projekte ins Leben, um Menschen rund um den Globus ins Netz zu helfen. Doch in der vergangenen Woche kappte Steve Cisler alle Verbindungen zum Cyberspace, um für ein paar Monate offline zu leben.
“Menschen, die nicht online sind, leben für viele meiner Bekannten in einer Art Verdammnis. Aber ich glaube das nicht. Ich denke, dass die meisten Menschen glauben, dass das Leben mehr ist als Internet.” Steve Cisler betrachtet seine lange Fahrt als Netz-Aussteiger als Experiment. “Ich versuche mich in die Lage von Menschen zu versetzen, die nicht online sind und will herausfinden, wie sie an Informationen kommen.”
Das Ganze hat einen durchaus ernsten Hintergrund. ‘Digital Divide’, die digitale Kluft zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern, wird immer mehr zum Problem. UN-Generalsekretär Kofi Annan befürchtet, dass sich die bereits großen Unterschiede zwischen arm und reich noch verschärfen.
Steve Cisler will der Bevölkerung außerhalb des Cyberspace ein Gesicht geben und reist deshalb nicht nur durch die USA und Texas, sondern weiter nach Mexico, Lateinamerika und vielleicht auch Südasien. Vorausgesetzt, er findet den Weg: “Ich werde nicht ins Netz gehen können, um eine Straßenkarte zu suchen oder um mich über eine Organisation informieren. Ich werde in Büchereien gehen müssen, Menschen anrufen und mit ihnen sprechen.”
Er hat Freunde, sagt er, die haben Wetten abgeschlossen, dass er das nicht durchhalten wird. Andere haben sich von ihm verabschiedet, als würde er Selbstmord begehen. Um sie zu beruhigen hat Steve Cisler einen Laptop dabei, ein regelmäßiger Newsletter wird über seine Abenteuer im Offline-Dschungel informieren. Aber vielleicht heißt es ja am Ende doch: Ich bin offline – holt mich hier raus!
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