Der Computerhersteller IBM hat einen Schadensersatzprozess außergerichtlich beendet, der dem Unternehmen neben dem finanziellen auch einen noch größeren Image-Schaden eingebracht hätte. Die Klägerin, eine behinderte junge Frau, hatte ursprünglich 100 Millionen Dollar von dem Konzern gefordert, weil dieser die damals schwangere Mutter in einer Chipfabrik arbeiten ließ, wo sie mit Chemikalien in Kontakt kam, die die Behinderung ausgelöst hätten.
Candace Curtis wurde ohne Kniescheiben geboren und ist außerdem geistig behindert. Ihre Mutter war 1980 in der Chipfabrik in East Fishkill im Bundesstaat New York angestellt. Der Anwalt der Frau ist sich sicher, dass er hätte nachweisen können, die Behinderung rühre von den Chemikalien her, die in der Prozessorfabrik verwendet wurden. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen. Ohne Angabe einer Begründung hat IBM den Streit abschmettern können. Ob sich das Unternehmen zu einer außergerichtlichen Zahlung verpflichtet hat ist nicht bekannt.
Das war nicht der erste Fall dieser Art gegen IBM. Vor zwei Jahren konnte Big Blue schon eine Klage abwehren, die sich auf das selbe Werk und eine ähnliche Behinderung bezog. Auch damals nannten die Richter weder Gründe noch außergerichtliche Auflagen für die gütliche Einigung. Erst vergangene Woche gewann IBM ein Verfahren im kalifornischen San Jose. Dort hatten zwei Arbeiter geklagt, die heute an Krebs leiden und ihre Krankheit auf die Arbeit mit Chemikalien zurückführen, die bei der Herstellung von Festplatten verwendet werden. Der Beweis, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Stoffen und der Krankheit gibt, konnte nicht geführt werden.
Nach Angaben des Anwalts im aktuellen Verfahren haben die juristischen Mühlen schon mehr als 50 Fälle mit gleichem oder ähnlichem Tatbestand gegen den Computerhersteller gemahlen. Gegenüber dem Wall Street Journal sagte er, der nächste Fall werde voraussichtlich der der 16-jährigen Ashley Thibault sein. Sie wurde blind und geistig behindert geboren. Ihre Eltern hatten währenddessen in einer IBM-Chipfabrik in South Burlington, Vermont, gearbeitet.
Die Situation erinnert langsam an eine wahre Begebenheit, die im Jahr 2000 gar verfilmt wurde. Die Anwaltsgehilfin Erin Brockovich deckte damals einen Umweltskandal auf, der auf das Konto eines Energiekonzerns ging. Am Ende musste ‘Pacific Gas and Electric’ die höchste je zugeschriebene Schadensersatzsumme, nämlich 333 Millionen Dollar, an die Betroffenen zahlen. Ein Urteil dazu gab es nicht. Man hatte sich außergerichtlich geeinigt.
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