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Cisco und Juniper rüsten zum Krieg um die schmalen Geldbeutel

Die legendären Limonaden-Marketingkriege in den USA zwischen Pepsi und Coca Cola haben mit einem Mal sehr viel mit der Netzwerkwelt zu tun: Genau unter diesen beiden Namen sollen die Konzerne derzeit im Low-end-Bereich WAN-Router (Wide Area Network) basteln. Das geht zumindest aus Analysten-Aussagen in den USA hervor. Von silicon.de durchgeführte Nachfragen in der europäischen Netzwerk-Branche lassen die Vermutung zu, dass an den Aussagen etwas dran ist. Lediglich die Meinungen über den potentiellen Low-end-WAN-Sieger gehen auseinander.
Eine Aussage, die zur Diskussion steht, kommt von Stephen Kamman, Analyst bei CIBC World Markets. Er sagt, dass sich hinter dem Juniper-internen Projektnamen ‘Pepsi’ ein WAN-Router verstecke, der mit dem vergleichbaren Cisco-Produkt ‘2600’ nicht nur mithalten, sondern dieses sogar überflügeln könne. Damit werde Juniper seinen Finger noch tiefer in die Cisco-Domäne bei den Unternehmenskunden auf Abteilungs- oder Filialebene stecken, meldet das Branchenmagazin Lightreading.

Zitieren lässt sich Kamman mit der Vermutung, dass Juniper somit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Cisco angreifen und die mit dem Netscreen-Kauf erworbene Sicherheitskompetenz in eine lauffähige Form gießen. Kamman: “Das hier ist eine der Möglichkeiten, wo die Akquisition von Netscreen tatsächlich Synergieeffekte liefern kann.”

Allerdings, so sagt er, sei die Langlebigkeit des 2600 von Cisco mit drei Faktoren verbunden: geschickte Software-Kombinationen, eine erfolgreiche Strategie im Fachhandel und gute Integrationseigenschaften in existierende Netzwerkstrukturen. Zumindest eine dieser Nüsse muss Juniper seiner Ansicht nach knacken, um hier erfolgreich zu sein. Er sieht in ‘Pepsi’ ein Mittel für die jüngere Netzwerkfirma, ihrem Kräftespiel mit Cisco etwas mehr Drall zu verleihen.

Allerdings ist noch nicht raus, wer die Router-Schlacht bei den kleineren Kunden und Unternehmensabteilungen gewinnen wird. Das ist zumindest die Ansicht, die bei einem auch in Deutschland tätigen Netzwerkausrüster gemacht wird. “Cisco zieht wohl noch ein As aus dem Ärmel”, sagt ein Regional Director Central Europe, der nicht näher genannte werden möchte. “Ich teile die Einschätzung aus den USA nicht, dass Juniper tatsächlich im WAN-Bereich im Low-end einen Sieg verbuchen kann.”

Für ihn sind aber Projekte “immer etwas sehr Spekulatives, über das man wohl nichts Näheres erfahren wird, bis die jeweilige Firma grünes Licht gibt”. Allerdings, so fügt er an, sei die Tatsache, dass sich Analysten zu solchen Vorabinformationen bekennen, für ihn neu – wenn ihn auch “solche Meldungen nicht gerade morgens aus dem Bett jagen”. Zu fest steht für ihn, dass der Platzhirsch Cisco trotz aller Kritik wieder mit strategischen oder Marketing-Maßnahmen einen “wie üblich mühelosen Sieg” davontragen werde. Er fügt an: “Im Marketing sind die Cisco-Leute unschlagbar, ganz unabhängig von Produktschlappen und Fehlern.”

Die beiden Kontrahenten zeigen sich unterdessen angespannt schweigsam: “No comment on future projects”, heißt es geradezu einmütig aus der Deutschland-Zentrale von Juniper und aus dem europäischen Hauptquartier von Cisco.

Die Branche diskutiert dennoch. “Wir haben seitdem unsere Ohren aufgestellt”, formuliert ein Manager einer Netzwerk-Softwarefirma in München. Generell sei spannend, was “die Firma mit dem großen C” plane. Das habe immer Auswirkungen auf die Branche: “Ob man das nun mag oder nicht.”

Der Herausforderer verhält sich aber, und das ist Wasser auf die Mühlen der Cola-War-Theoretiker, tatsächlich wie ‘Pepsi der Zweite’ und konstruiert ein Feindbild in Cisco: Auf seiner Website hat Juniper eine Comic-Serie mit klarer Anti-Cisco-Ausrichtung. Der Platzhirsch Cisco hält dagegen Juniper nicht einmal für erwähnenswert.

Und doch rücken die beiden Unternehmen nun einander näher. Vor allem der Zukauf des Security-Spezialisten Netscreen dürfte die althergebrachten Mauern im Silicon Valley etwas erschüttert haben. Hiermit, so sagten die Analysten, habe sich Juniper gerade in Zeiten der Sicherheitssensibilität einen Namen gemacht, während Cisco gerade zu dieser Zeit mit technischen Problemen in den Produkten zu kämpfen gehabt hatte. Jedoch ist die Marktmacht Ciscos immer noch unanfechtbar: Der Marktanteil bei einigen Produktgruppen beträgt nahezu 90 Prozent.

Vielleicht gibt es ja aus der Geschichte der Cola-Kriege noch etwas zu lernen: 1886 ist das Gründungsjahr von Coca Cola, benannt nach den Kokablättern und Kola-Nüssen, die in der ersten Rezeptur verwendet worden waren. Pepsi kam 1898 auf den Markt und blieb vom Volumen und der Bekanntheit her immer die Nummer zwei. Pepsi zeigte sich aber als die modernere und beweglichere Firma, die immer einen Tick früher als Coca Cola neue Medien wie das Radio oder Fernsehen zu nutzen wusste und früh damit begann, Stars für Radio-Jingles zu verpflichten. Coca Cola steht heute noch auch marketingtechnisch für Tradition und Stil – und über Geschmack lässt sich sowieso nicht streiten.

Silicon-Redaktion

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