Während japanische Technologie-Firmen darum kämpfen, ihren knappen Vorsprung im weltweiten Kampf um Innovationen zu verteidigen, stehen die Konzerne jetzt vor einer hausgemachten Bedrohung: Patent-Klagen von verärgerten Ingenieuren. Experten gehen davon aus, dass sich die Rechtsstreitigkeiten in Japan auf die weltweite Forschung und Entwicklung auswirken wird.
“Die kurzfristigen Auswirkungen sind Prozesse und die damit verbundenen Kosten. Die langfristigen Folgen können jedoch wesentlich ernster sein, weil es die Forschung und Entwicklung der Volkswirtschaft verändert”, sagte Steven Myers, Senior Analyst bei HSBC. In einer Serie von Gerichtsentscheidungen wurden in den vergangenen Monaten Konzerne, wie zum Beispiel Hitachi, zur Zahlung von Millionen von Dollar verpflichtet, um frühere Angestellte für ihre erfolgreichen Erfindungen zu entschädigen. Das könne die Konzerne künftig bei der Planung und Durchführung von Forschung und Entwicklung behindern, so Myers.
Im jüngsten Fall reichte Fujio Masuoka, Professor an der Universität Tohoku, Japan, eine Klage gegen seinen früheren Arbeitgeber Toshiba ein. Masuoka verlangt über neun Millionen Dollar Vergütung für seine Erfindung von Flash-Memory-Chips. “Ich möchte den japanischen Konzernen deutlich machen, dass sie ihre Ingenieure – die am laufenden Band innovative Produkte entwickeln – besser behandeln müssen, wenn sie im internationalen Wettstreit bestehen wollen”, sagte Masuoka im Interview mit US-Medien.
Kritiker geben dem schwammigen japanischen Patentgesetz die Schuld an der Klage-Serie. Das Gesetz sagt, dass die Arbeitgeber für die Übereignung ihrer Patente “angemessen entschädigt” werden müssen. In Zahlen ausgedrückte Richtlinien fehlen jedoch. “Soweit ich weiß, sind Japan und Deutschland die einzigen Länder, in denen ein Gesetz festlegt, dass Erfindungen von Angestellten vergütet werden müssen”, sagt der Tokioter Professor Katsuya Tamai. “In Deutschland gibt es jedoch genaue Richtlinien, die den Geldbetrag und das generelle Prozedere festlegen.”
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