Die Internet-Kontrollstelle ICANN wird weiter teilprivatisiert. Der im September 2003 mit dem US-Handelsministerium geschlossene Vertrag, die Körperschaft langsam in private Hände zu überführen, wird jetzt mit großen Schritten umgesetzt. Das ist eines der Ergebnisse der Direktoren-Jahreskonferenz der ICANN im malaysischen Kuala Lumpur.
So soll unter anderem eines der größten Akzeptanzprobleme langsam vom Tisch kommen. Erstes Ergebnis der Loslösung ist ein Memorandum of Understanding, das von einem Arbeitskreis aus Industrie, Privatpersonen und auch Behörden unterzeichnet wurde. Darin zeigten sie ihren Konsens, dass die für Namens-, Adressen- und Domainvergabe zuständige Organisation, die von einem derzeit 18-köpfigen Gremium geleitet wird, sich weiter emanzipieren soll. Die Unterzeichner haben einer Mitteilung zufolge die erforderlichen Schritte dafür und einen einigermaßen verbindlichen Zeitplan niedergelegt.
Die ICANN-Direktoren zeigten sich mit dem Erreichten sehr zufrieden. Die 18 kommen derzeit etwa zur Hälfte aus Europa, die andere Hälfte besteht aus hochrangigen Internet-Persönlichkeiten aus Asien, den USA und Afrika wie beispielsweise Vinton Cerf oder der Australier Paul Twomey. Der Überhang von US-Direktoren wie Esther Dyson und anderen hatte Wasser auf die Mühlen der Icann-Kritiker gegossen.
Twomey sagte jetzt zu der Entscheidung, die Icann schätze es, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem US-Handelsministerium fortzusetzen und sei sich der Unterstützung der Behörde bei den nächsten Schritten in Richtung Privatisierung sicher. Die strategischen Vorhaben, sowie die Stabilität der Organisation und der technischen Systeme würde weiterhin durch die Public-Private-Partnership mit dem Ministerium gewährleistet. Jedoch: “Die ICANN biegt nunmehr in die Straße ein, die sie in Richtung eigenständiger Geschäftsleitung und Verwaltung führt und sie ist bereits jetzt auf bestem Wege hin zu einer echten unabhängigen Leitung der ICANN-Aufgabenbereiche und das zusammen mit der weltweiten Gemeinschaft der Mitglieder.”
Im Klartext heißt das, dass, wie das Board of Directors feststellen konnte, von den 24 Aufgaben auf dem Weg in die Privatisierung bereits 7 wichtige abgearbeitet worden sind. Nun sollen die Aufgaben rund um die Koordination der Root Server, die generischen Domains sowie die Länder-Top-Level-Domains und die IP-Adressraumverwaltung demokratischer als bisher gehandhabt werden, so die Hoffnung.
Einer der vorhergehenden Direktoren dürfte sich in Maßen darüber freuen. Die Wahl des deutschen ‘Enfant Terrible’ aus der Hacker-Szene des Berliner Chaos Computer Club, Andy Müller Maguhn, in das höchste Internet-Entscheidungsgremium hatte weltweit für Wirbel gesorgt. Er war angetreten mit dem Vorsatz, die Icann zu entrümpeln und den Internet-Nutzern näher zu bringen, die Privatsphäre besser zu schützen und die Wirtschaftsinteressen der großen Konzerne zu beschneiden.
Sollte die Privatisierung der Entscheidungsorgane des ICANN jetzt wie geplant gelingen, so hätte die ICANN aber vor allem eines, was sie vorher nicht hatte: als selbständige Einheit die volle Kontrolle über den Root Server der USA. Die Emanzipation wird aber von kleineren und mittelständischen Registraren weltweit weiterhin mit Argwohn betrachtet, da weiterhin derjenige die meisten und besten Adressen erwerben könne, der genug Geld in der Tasche hat. Dieses Problem, so sagt ein indischer CEO gegenüber der E-Commerce Times, lasse sich nicht so schnell und schrittweise lösen. Aber dafür, erwidert Ex-ICANN-Direktorin Mary Hewitt, sei die ICANN auch gar nicht da. “ICANN ist vor allem ein technische Koordinationsstelle, nicht ein Gremium, das das Internet regiert.”
Es gibt aber neben politischen Fragen auch technische Antworten aus Kuala Lumpur: Der Adressraum IPv6 wird ab sofort für die Länder Japan, Korea und bald auch Frankreich auf Root Server-Ebene freigeschaltet. Dieser Tage hat die ICANN einer Mitteilung zufolge veranlasst, dass die erste Name Server Adresse, die für IPv6 geschrieben wurde, auf der Domain Name System-Zone eines Root Servers abgelegt wurde und der Adressraum sich den Bedürfnissen der Nutzer anpasst und mitwächst. Durch die Koordination des Domain Name System gewährleistet die ICANN seit 1998, dass die vergebenen und gültigen Internetadressen auch tatsächlich für die Internet-Nutzer verfügbar und auffindbar bleiben.
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