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Microsofts Deal mit Sun: Ein Segen für die Anwender

Die Reaktionen auf den Vertrag, den Sun und Microsoft nun zur Beilegung ihres Patenstreits geschlossen haben, sind einmütig positiv. Als Gewinner sehen sie vor allem die Anwender und die Entwickler von Anwendungssoftware. Eine Annäherung von Java und Dotnet könnte vieles, was momentan als schwierig erscheint, auf der technischen Seite leichter möglich machen.
Doch die Experten sind sich uneins, sowohl was die Beweggründe von Microsoft betrifft als auch auf die Auswirkungen, die die Einigung auf andere Verfahren gegen Microsoft haben könnte. Markiert der Frieden mit dem verbissensten Rivalen eine Wende im Verhalten des Monopolisten gegenüber seinen Konkurrenten, ein besseres Gehör für Anliegen der Kunden hinsichtlich Interoperabilität, oder doch nur einen taktischen Schachzug im Kampf gegen Vorwürfe, die eigene Vormachtstellung zu missbrauchen?

Als eine Stärkung von Microsoft im Streit mit der EU sehen US-Experten die Einigung. Chris Compton, Kartellrechtsanwalt bei Wilson Sonsini Goodrich & Rosati, glaubt, dass die Einigung ein positives Licht auf Microsoft wirft: “Sie wird Microsofts Standfestigkeit in der Kartellrechtsfrage erhöhen. Gleichzeitig erhöht sich der Druck auf Real Networks, nun ihrerseits den Streit mit Microsoft beizulegen.” Das dürfte das Verhalten des EU-Gerichts in der Kartellrechtsfrage ebenfalls beeinflussen, meint Compton.

Philip Lowe, Generaldirektor für Wettbewerb bei der EU-Kommission, begrüßte den Deal, glaubt aber nicht, dass er die Position von Microsoft im Streit mit der EU stärkt: “Die Entscheidung der EU vom 24. März ist nicht die Frucht der Interessen des einen oder anderen Wettbewerbers von Microsoft”, sagte Lowe. Die Entscheidung sei eher darauf ausgerichtet, ein generelles Wettbewerbsproblem zu lösen “und zwar eines, das dem freien Konkurrenzkampf und den Kunden schadet”.

Dennoch ist die Einigung mit Sun nicht völlig losgelöst von der harten Entscheidung der EU-Kommission zu sehen, glaubt Stephen Kinsella, Kartellrechtsexperte und Partner in dem Anwaltsbüro Herbert Smith in Brüssel: “Die Kommission kann sich eventuell auf die Fahnen schreiben, dass sie das Einlenken von Microsoft ermöglicht hat.”

Jenseits der Spekulationen über die Motive von Microsoft wurde die Nachricht vor allem als Segen für die Anwender aufgenommen. Dana Gardner, Senior Analyst im Softwarebereich bei Yankee Group, nennt die Nachricht aber zunächst “dramatisch”, da dies nicht nur eine technische Annäherung sondern eine unternehmenspolitische sei. Sie sagt: “Der Gedanke, dass jetzt Scott McNealy und Steve Ballmer auf ein und der selben Bühne stehen, kommt sehr überraschend.” Doch die Nachricht sei sowohl für Microsoft als auch für Sun sehr gut. Auch die Kunden und die Industrie würden von der nun angebrochen Neuzeit profitieren. Microsofts Image vor allem würde dadurch aufpoliert, da nun ein Schritt in Richtung einer Akzeptanz von Heterogenität gemacht sei. Die Kunden seien nun nicht mehr so sehr an eine Produktkategorie gekettet und der Markt belebe sich durch etwas mehr Wettbewerb.

Ferner sei die technische Seite interessant: “Windows und Java miteinander zu verknüpfen, ist zwar eine schwierige Sache; doch eine binäre Integration ist ein Kostensparer und Produktivitätstreiber, denn sie spart den Entwicklern und Designern von Unternehmenssoftware die Bürde, Windows mit Java selbst integrieren zu müssen.”

Als einen längst fälligen Schritt für Sun sehen den Deal Neil Macehiter und Neil Ward-Dutton, Marktforschunger Ovum: “Wir hatten wiederholt dazu geraten, dass Sun sich sehr bewegen muss, um seine Haut auch in Zukunft zu retten, und daher ist die aktuelle Nachricht eine Bedeutende.” Sie hätten in der Vergangenheit auch wiederholt kritisiert, dass Sun sich geradezu nur noch in Bezug auf Microsoft sehe. Das werde nun wohl etwas abgemildert, hoffen die Analysten. Sie legen jedoch mehr Gewicht darauf, dass Jonathan Schwartz jetzt  mehr Verantwortung trägt und beglückwünschen McNeally zur Wahl des neuen Chief Operating Officers. Er soll nun Sun, so hoffen sie, neues Leben einhauchen.

Gordon Haff, Analyst bei Illuminata, erinnert daran, dass Sun bereits mehrmals in seiner Firmengeschichte eine 180-Grad-Wendung hingelegt habe. Was einst eine Workstation-Firma war, ist ein Marktführer in der Servertechnologie geworden. Die Probleme finanzieller Natur, die Sun jetzt habe, seien zwar ernst, aber nicht tödlich. Schließlich, so fügt er an, sei Sun “eines der taktisch klügeren Unternehmen der Industrie”.

IDC-Analystin Jean Bozman weist jedoch darauf hin, dass Sun mehr oder weniger die letzten beiden Jahre in einer Lage waren, in der die Ausgaben die Einnahmen überstiegen hätten. Grund zur Sorge sieht sie daher schon, gerade mit Blick auf den Marktanteil im Servermarkt. Suns Anteil hieran ist im letzten Jahr um 15 Prozent gesunken, berechnete Gartner Research vor kurzem. Dennoch sei auch künftig mit Sun – zumindest technologisch – zu rechnen. Brad Day und Frank Gillett, Analysten bei Forrester Research, raten Sun-Kunden daher, zunächst weiterhin auf ihren Lieferanten zu setzen.

Silicon-Redaktion

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