HP verbannt Rechner aus dem Büro

Jeder technologische Vorstoß hat seine Argumente. Der von Hewlett-Packard (HP), Rechner aus den Büros zu verbannen und sie als Blade-Substitute in einem Rack zu zentralisieren, hat auch welche. Die aber leuchten nur auf den ersten Blick ein.
‘Blade PC bc1000’ ist die wichtigste Komponente des ‘Consolidated Client Infrastructure’-Pakets (CCI). Es handelt sich dabei um ein klassisches Blade, ähnlich derer für Server, mit einem 1-GHz-Prozessor von Transmeta. Auf ihm sind all die Anwendungen abgelegt, die ein Mitarbeiter üblicherweise auch auf seinem Rechner unter dem Schreibtisch installiert hat. Der Anwender schaltet aber morgens nicht seinen PC ein, sondern nur ein Zugangsgerät, ähnlich einem Thin Client, mit dem Monitor und Tastatur gekoppelt sind. Die Signale des Zugangsgeräts werden via Firmennetz zum zentralen Client-Pool übermittelt und dem ‘eigenen’ Rechner des Mitarbeiters zugewiesen. Der kann dann arbeiten wie immer, mit all den Programmen zu persönlichen Ordnern.

Die Idee von der CCI, also dem zentralen Client-Pool, erinnert an die klassische Thin Clients-Architektur. Auch dort steht dem Mitarbeiter nur Monitor und Tastatur zur Verfügung. Der Rest, Anwendungen und Betriebssystem, kommen allerdings von einem zentralen Server. Die Argumente für diese Art der Rechnerverbindung lauteten schon immer: zentralisiertes Management und geringere Kosten bei der Administration.

Jetzt stellt sich aber die Frage, was die Idee von HP, die von einer anderen US-Firma auch bereits gedacht wurde, von den Thin Clients unterscheidet. Ja, CCI basiert nicht auf einem zentralen Server, auf dem die Applikationen abgelegt sind, weil jeder Anwender seinen eigenen ‘PC’, zumindest virtuell besitzt. Aber sonst? Ob die Vorteile tatsächlich welche sind, ist fraglich.

HP wirbt damit, beispielsweise Updates zentral abwickeln zu können. Das geht auch mit echten Thin-Client-Architekturen und wahrscheinlich auch noch einfacher. Außerdem sind die Zeiten des Turnschuhnetzes, bei dem der Admin jeden Firmenrechner einzeln aktualisieren musste und dafür von Zimmer zu Zimmer lief, vorbei. Des weiteren soll bei einem Blade-Ausfall schnell für Ersatz gesorgt werden können, indem dem Mitarbeiter einfach ein anderes Blade zugewiesen werden kann. Das erhöhe die Produktivität, schließlich müsse der Anwender nicht herumsitzen und warten bis der Fehler lokalisiert sei. Da fragt man sich, wie viele Ersatz-Blades, die nicht gerade günstig sind, muss ein Unternehmen in petto haben? Noch ein angeblicher Vorteil: Sicherheitsmaßnahmen ließen sich durch den zentralen Pool besser verwirklichen. Gegenargument: siehe oben. Die Ära des Turnschuhnetzes ist vorbei.

Einen Vorteil muss man aber neidlos zugestehen: Wo kein Rechner, da kein Lüfter, dort weniger Lärm. Ansonsten sind Blades nicht viel billiger als ein Arbeitsplatz-PC vor Ort. Und weil jeder Mitarbeiter jeweils die notwendigen Applikationen sein ‘eigen’ nennen kann, fällt es schwer, von einer wirklichen Zentrale sprechen zu können.

Dennoch rechnet der Hersteller vor, ein Unternehmen könne mit CCI bis zu 1200 Dollar jährlich pro Mitarbeiter sparen, verglichen mit dem Aufwand eines Desktop-PCs. Für die Erstimplementierung werden rund 1400 Dollar pro Arbeitsplatz fällig. In den Kosten enthalten sind das Blade, das mit rund 800 Dollar zu Buche steht, sowie der Thin Client, Netzwerkspeicher, Software sowie Training uns Support. Vorerst wird es den ‘bc1000’ nur in den USA geben.

Silicon-Redaktion

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