Napster: Milliardenklage gegen Bertelsmann

Wegen seines finanziellen Engagements für die Musiktauschbörse Napster muss sich der Bertelsmann-Konzern ab der kommenden Woche vor einem Gericht in San Francisco verantworten.

Wegen seines finanziellen Engagements für die Musiktauschbörse Napster muss sich der Bertelsmann-Konzern ab der kommenden Woche vor einem Gericht in San Francisco verantworten. Die Musikriesen Vivendi Universal und EMI Group werfen dem weltweit fünftgrößten Medienkonzern Urheberrechtsverletzung vor und fordern Schadensersatz in Milliardenhöhe.
Bertelsmann hatte im Jahr 2000 ein Darlehen von mehr als 80 Millionen Dollar an die damals bereits insolvente Musiktauschbörse vergeben. Der Konzern wollte damit nach eigenen Angaben die Umwandlung in eine voll lizenzierte Online-Tauschbörse unterstützen. Anschließend wollte Bertelsmann Napster übernehmen und in einen Abonnement-Service umwandeln.

Die Kläger sehen das jedoch anders. Mit seiner Finanzspritze habe Bertelsmann den illegalen Vertrieb von urheberrechtsgeschützten Musiktitel gefördert. Dadurch sei der Musikindustrie ein Schaden von 17 Milliarden Dollar entstanden. Bertelsmann verteidigt sich jedoch und sagt, aus seiner Sicht sei die Vergabe eines Darlehens an einen angeblichen Urheberrechtsverletzer keine Grundlage für einen Schadensersatzanspruch gegen den Darlehensgeber.

Sollten die Musikkonzerne mit ihrer Klage Erfolg haben, könnte das Investitionen in Start-Ups hemmen, befürchten Risikokapitalgeber. “Wenn die Musikbranche erfolgreich ist, wird sich die Investmentbranche künftig jeden Schritt zweimal überlegen”, sagte Kartellanwalt Michael Cohen gegenüber US-Medien.

Zu seinen Glanzeiten hatte Napster 60 Millionen Nutzer, die über das Internet gratis Musiktitel suchen und tauschen konnten. Nach mehreren Gerichtsurteilen wegen Urheberrechtsverletzung wurde die Tauschbörse stillgelegt und musste Insolvenz anmelden. Vor eineinhalb Jahren blockierte ein US-Gericht den Verkauf von Napster an Bertelsmann. Schließlich übernahm der US-Softwarekonzern Roxio den Dienst für fünf Millionen Dollar.

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