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Revolution oder Reserve-Tool? An WiMax scheiden sich die Geister

Die Suche nach immer schnelleren und leistungsfähigeren Technologien zur Datenübertragung hält sowohl Mobilfunk- als auch Internet-Service-Provider (ISPs) gehörig in Atem. Aber während die dritte Mobilfunkgeneration UMTS eher behäbig aus den Startblöcken kommt, boomt der Markt für High-Speed-Internetzugänge. Jüngster Hoffnungsträger ist der WiMax-Funkstandard. Längst wird er nicht mehr nur in exklusiven Expertenzirkeln diskutiert – Anfang nächsten Jahres sollen die ersten Geräte auf den Markt kommen.
Bei WiMax handelt es sich um die Fortentwicklung der WLAN-Technologie, mit der auf Basis der IEEE-Norm 802.11 bislang Reichweiten zwischen 30 und 100 Meter erreicht werden. Dagegen funkt WiMax weltweit einheitlich auf IEEE 802.16. Damit lassen sich Entfernungen von 20 bis 30 Kilometer – manche sprechen gar von 50 Kilometern – überbrücken. Angepeilt sind Transferraten von bis zu 70 Mbit pro Sekunde. Damit wäre die Technologie bis zu 50 mal schneller als die Festnetztechnik DSL,  200 mal schneller als der Mobilfunkstandard UMTS und 1300 mal so schnell wie GPRS. Als Rechenbeispiel ausgedrückt heißt das: Das versenden einer 70 Mbyte großen Datei benötigt per WiMax rein rechnerisch acht Sekunden. Per GPRS dauert der gleiche Vorgang drei Stunden.

Aber nicht nur bei der Geschwindigkeit, auch bei den Kosten hat WiMax schlagende Argumente. Für eine flächendeckende Versorgung mit Breitband-Zugängen mit Hilfe dieser Funktechnologie müssten nicht im großen Stil neue Kabel verlegt werden. Dieses Argument ist entscheidend für Schwellen- und Entwicklungsländer, in denen eine entsprechende Infrastruktur komplett fehlt. Auch in den ländlichen Gebieten der USA wäre es oft zu teuer, Kabel zu verlegen. Selbst dicht besiedelte Länder wie Deutschland würden von WiMax profitieren. Ganze Landstriche im Osten sind hier DSL-frei, da dort nach der Wende Glasfaser-Leitungen verlegt wurden, die nicht für High-Speed-DSL taugen.

Tatsächlich ist damit die Liste der Vorteile noch nicht am Ende. Denn in vielen Ländern sind die Leitungen von der Vermittlungsstelle bis in die Haushalte – die so genannte “letzte Meile” – noch in der Hand der Ex-Monopolisten und müssen von den ISPs gemietet werden. WiMax könnte deshalb für die Telekom-Provider der Schlüssel sein, diese letzte Meile elegant zu umgehen. Mit einer WiMax-Basisstation lassen sich nach Angaben von Experten einige hundert Privathaushalte versorgen. Der Preis für eine solche Station, so schätzt die Branche vorab, wird bei rund 10.000 Dollar liegen.

Bereits im April 2001 haben einige Big Player der IT- und TK-Branche das WiMax-Forum gegründet, um eine Spezifikation festzulegen. Inzwischen engagieren sich rund 100 Unternehmen. Mitglieder sind unter anderem Intel, Fujitsu, Nokia, Siemens Mobile und Yahoo. Intel gehört zu den größten Unterstützern von WiMax. Gemeinsam mit der British Telecom will das Unternehmen einen Feldversuch in Nordirland starten. Ein ähnliches Projekt ist auch im US-Bundesstaat Georgia geplant. Schließlich winkt durch den Verkauf entsprechender Chips und Infrastrukturkomponenten ein dickes Geschäft. Ab dem Jahr 2006 will Intel mit dem Centrino 2 eine WiMax-Technologie für Notebooks anbieten.

“Wir bewegen uns auf das ‘Zeitalter der Breitband-Wireless-Technologie’ zu, und WiMax wird hierbei eine Schlüsselrolle spielen”, sagt Scott Richardson, General Manager der Broadband Wireless Division von Intel. Seit einigen Monaten holt sich Intel für seine WiMax-Pläne auch Verstärkung ins Boot. Sowohl mit Alcatel, als auch mit Proxim wurden Partnerschaften geschlossen, um bis 2005 WiMax-fähige Produkte zu entwickeln.

Anfang kommenden Jahres wollen Intel und Proxim Basis-Stationen auf der Grundlage des ‘802.16a Revision D’-Standards auf den Markt bringen. Ende 2005 sollen dann erste portable Geräte nach der Spezifikation 802.16e folgen. Die Termine hängen aber noch vom Start der Kompatibilitätstests der verschiedenen WiMax-Hersteller ab. Sie sollen noch Ende dieses Jahres beginnen.

Andere Unternehmen warten erst mal ab und betrachten die jüngsten Ereignisse auf diesem Gebiet mit verhaltener Neugier. Der US-Telekom-Ausrüster Nortel Networks zum Beispiel weigert sich derzeit noch hartnäckig, auf den WiMax-Zug aufzuspringen. “Wir denken, es könnte eine wichtige Technologie sein, aber es wird noch eine Weile dauern, bis sie so rentabel ist, dass sie mit alternativen Wireless-Lösungen konkurrieren kann”, sagte ein Unternehmenssprecher.

Mit dieser Argumentation folgt er einigen kritischen Analysten, die die breitbandige Funktechnologie nicht so recht als Alternative zu DSL sehen wollen. Dafür käme sie aber nach ihrer Meinung zu spät. Befürworter aus dem WiMax-Lager widersprechen. Nach ihrer Meinung will WiMax weder mit DSL noch mit Mobilfunknetzen konkurrieren. “UMTS ist viel mobiler und hat eine größere Abdeckung als WiMax”, sagt Proxim-Produktmanager David Sumi. “Wir sehen WiMax deshalb als komplementäres System.”

Auf alle Fälle sei die Technologie ein ernsthafter Bewerber im Markt für kabellose Breitbandanschlüsse, stimmt der Ovum-Analyst Richard Dineen im Gespräch mit silicon.de zu. An eine Umwälzung auf dem Festnetzmarkt – auf die sowohl zahlreiche Unternehmen wie Analysten bauen – glaubt er jedoch nicht. “Ich denke, dass DSL als vollentwickelte Kabeltechnologie immer gewinnen wird. Sie bietet mehr Servicequalität, höhere Bandbreiten und geringere Latenzzeiten. Zudem haben sich die Kosten bereits vor langer Zeit neutralisiert und die Service-Angebote sind höher entwickelt. In Gegenden, in denen DSL jedoch nicht realisierbar ist, ist WiMax ein nützliches Mittel zur Ergänzung.”

Silicon-Redaktion

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