Es war ein etwas anrüchiges Treffen, das da Ende vergangenen Monats in Amsterdam stattgefunden hat. In gemütlicher Runde saßen die Bosse der weltweit größten Telekommunikationskonzerne an einem Tisch mit Sex-Shop-Besitzern, Verlegern von Pornomagazinen und Hardcore-Video-Produzenten. Für Wonneschauer sorgten bei diesem Treffen jedoch weniger die Produktpräsentationen, als vielmehr die Aussicht auf das große Geschäft.
Dank der dritten Mobilfunkgeneration sind die Zeiten, in denen Handys nur zum telefonieren da waren, endgültig vorbei. Hochgeschwindigkeitsnetze und videofähige Handys ermöglichen Geschäfte mit einer auch im Internet bewährten Produktgattung: Pornographie. Der Handel mit sexuellen Inhalten für Mobiltelefone werde im kommenden Jahr in Westeuropa rund 1,5 Milliarden Dollar einbringen, schätzt das Marktforschungsinstitut Gartner – das entspricht mehr als 5 Prozent am gesamten mobilen Datenmarkt.
“Es ist eine große kommerzielle Möglichkeit, also ist es nur fair zu sagen, dass die Betreiber diese Möglichkeiten irgendwie ausschöpfen werden”, sagte Tina Southall, die bei Vodafone für Inhalte verantwortlich ist, gegenüber der New York Times. Ähnlich äußerte sich auch Berth Milton von der spanischen Private Media Group, die pornographische Inhalte vertreibt. “Sexuelle Inhalte sind eine der wenigen Möglichkeiten für Mobilfunkbetreiber, nennenswerte Gewinne zu machen – auch wenn viele das nicht zugeben wollen. Die Betreiber haben Milliarden von Euro in das UMTS-Netzwerk gepumpt, deshalb sind sie noch stärker auf Gewinne angewiesen als die Anbieter von Inhalten.”
Nicht wenige Kritiker wenden jedoch ein, dass Handys das denkbar schlechteste Medium für den Vertrieb von Pornographie sind, schließlich können schlüpfrige Bilder und Videos auf diesem Weg extrem leicht in die Hände von Kindern geraten.
Um das zu verhindern, will zum Beispiel Vodafone mit Banken zusammenarbeiten, um die Adresse einer Person mit der benutzen Kreditkarte abzugleichen – die Briten setzen dabei offenbar voraus, dass Unter-18-Jährige keine Kreditkarte besitzen. Geplant sind auch Filter, mit denen Eltern das Handy ihrer Kinder für zwielichtige Inhalte sperren können. Doch selbst die Betreiber haben Zweifel, ob das funktioniert, allen voran Richard Brown, Public Affairs Director bei MMO2: “Es ist schwieriger ein solches mobiles Gerät zu überwachen, als zu kontrollieren, was Klein-Johnny am Computer macht.”
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