Es schmeckt nach ‘Utility’, ‘on Demand’ und ‘Adaptive Enterprise’: SAP wird seine auf der Integrationsplattform Netweaver basierenden Produkte mit ‘Adaptive Computing’ aufmotzen. Dadurch sollen Kunden ihre Hardware-Kapazitäten besser nutzen und mit schlankeren Geschäftsprozessen arbeiten können. Außerdem möchte sich der Walldorfer Konzern für Unternehmenssoftware auch in den Bereichen mobiles Büro, Industrieverarbeitung, Verteidigung und Logistik stärker engagieren und behauptet, einer der größten Treiber für die neue RFID-Technik zu sein – mit einem Wort: SAP feiert sich selbst auf der Hausmesse in New Orleans. Erste Analystenstimmen stellen jedoch wenig Grund zur Aufregung fest.
Shai Agassi, Vorstandsmitglied bei der SAP, wirbt für die neuen Funktionen damit, dass Kunden ihre Betriebskosten senken und so neue Mittel für Innovation und neue Technologien freimachen könnten – möglicherweise wieder für SAP-Produkte. Höhere Anpassungsfähigkeit der gesamten IT-Landschaft ziehe den maximalen Nutzen aus den Datenverarbeitungsanlagen in einem Unternehmen. Adaptive Computing schlage gleichermaßen eine Brücke zwischen Hard- und Software. Dabei sollen die Anwendungen von der Hardware entkoppelt werden, was mehr Flexibilität bringe.
“Das alles ist weder neu noch überraschend, aber es wird den Kunden tatsächlich Nutzen bringen, da sie nicht nur beim Thema Maintenance, sondern auch bei den greifbaren Serverkosten, also der Serveranzahl, sparen können”, sagt Laurent Lachal, Senior Analyst bei dem europäischen Marktforschungsunternehmen Ovum, gegenüber silicon.de. Auch die neuen Partnerschaften für Open-Source-Technik, und auch die mit Hewlett-Packard, Sun, Dell und IBM gehen seiner Ansicht nach in diese Richtung. “SAP bemüht sich eigentlich schon seit über zehn Jahren – mal mehr und auch zuweilen mal weniger erfolgreich – darum, die Maintenance-Kosten für die Kunden runterzufahren”, sagt er.
Dabei bemühe sich der vorgestellte Lösungsansatz, die Hardware-Ressourcen dynamisch so zu rekonfigurieren, dass sie die ständig wachsenden Ansprüche der angebotenen aktuellen Software, im Klartext also die der Hersteller selbst, bedienen könne. “Dabei sind IBM mit ihrem On-Demand-Ansatz und die SAP aber Teil eines größeren Ganzen, ohne dass feststellbar wäre, wer damit angefangen hat – wahrscheinlich die Kunden”, sagt er mit einem vergleichenden Blick auf die Theorien der großen Hersteller. Der Unterschied sei, dass SAP die Sache eher von einem softwaretechnischen Standpunkt betrachte und IBM einen dienstleisterischen Ansatz verfolge.
Das sei auch nicht überraschend und auch SAP verfolge den Ansatz schon einige Jahre. “Die Vermutung, SAP habe sich dabei an IBMs on Demand orientiert, greift ins Leere “, sagt Lachal. Vielmehr sieht er einen allgemeinen Trend unter den Softwareherstellern, die statische Bauweise ihrer Anwendungen zu verändern und gleichermaßen Gelenke einzubauen. “Sie alle bewegen sich derzeit weg von der statischen Relation der Software zur Hardware und flexibilisieren die Beziehung der beiden untereinander – das hat unmittelbare Konsequenzen für die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit”, erklärt er.
Schließlich, merkt er an, sei ein IT-System umso zuverlässiger, je dynamischer die Ressourcen mit den eingehenden Anforderungen an die einzelnen Komponenten umzugehen imstande seien. “Wenn das System aufgrund einer flexiblen Verbindung zwischen Hardware und Software beispielsweise an Weihnachten in der Lage ist, die schnell benötigten Informationen zu priorisieren und Routineaufgaben hintanzustellen und auf die weniger beanspruchten Zeiten zu verlegen, hat der Admin weniger Arbeit und das System auch”, sagt der Ovum-Analyst.
Die allgemeine Richtung, in die die Lösungsanbieter mit diesem Ansatz fahren wollen, beschreibt er als “Einfachheit”. “Je intelligenter das System aufgrund sensiblerer Funktionen agieren kann, desto geringer ist die Chance, dass menschliches oder technisches Versagen besonders viel Schaden anrichtet”, so Lachal. Das enthebe den Admin zwar keineswegs davon, ein versierter Fachmann mit außerordentlich guten ‘Alarm-Antennen’ zu sein. Doch die Intelligenz der Systeme werde die Komplexität seines Alltags doch etwas entwirren. Jedoch: “On Demand, Adaptive und andere Ansätze werden auch kommende Unzulänglichkeiten nicht ins Reich der Fantasie verbannen.”
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