ARM setzt auf die Kraft der vier Herzen

Kurz nachdem Intel CPUs mit zwei Prozessorkernen angekündigt hat, legt der britische Chipdesigner ARM jetzt nach. Der neue MPCore kann bis zu vier Chips beherbergen, teilte das Unternehmen auf dem Embedded Processor Forum 2004 im kalifornischen San Jose mit. Der Energieverbrauch der zusammen mit NEC entwickelten CPU liege rund 85 Prozent unter dem Wert vergleichbarer Chips, teilten die Entwickler mit.
Der Mehrfach-Prozessor basiert auf der ARMv6-Architektur und verspricht eine Leistung von bis zu 2600 MIPS (Millionen Befehle pro Sekunde). Dabei sollen zwei verschiedenen Konzepte den Stromverbrauch möglichst gering halten. Einerseits kann der Prozessor durch ‘Adaptive Shutdown’ unbenutzte CPUs abschalten. Außerdem soll der Stromverbrauch vermindert werden, indem dynamisch die Spannung und die Frequenz abgesenkt werden. Somit sinke der Stromverbrauch eines 130-nm-Chips ohne Cache auf 0,57 mW/MHz, verspricht ARM. In der Praxis dürft jedoch meistens ein Cache den Stromverbrauch erhöhen.

Der neue MPCore-Chip beherrscht neben dem symmetrischen Multiprozessorbetrieb (SMP) auch die asymmetrische Variante (AMP), die beiden Möglichkeiten können auch miteinander kombiniert werden. Dadurch soll ein höherer Durchsatz und eine schnellere Kombinationsmöglichkeit erreicht werden. Während beim SMP alle CPUs im System Teile aller Anwendungen bearbeiten, teilt AMP jedem Prozessor eine oder mehrere Aufgaben fest zu.

Im Vergleich zu Lösungen mit nur einem Prozessorkern erreichen MPCore-CPUs laut ARM eine höhere Leistung bei niedrigeren Frequenzen. Anwendungsbereiche sehen ARM und NEC in den Bereichen Netzwerktechnik, Unterhaltungselektronik, Automotive und Multimedia-PDAs. Als Beispiel nannten die Unternehmen Set-Top-Boxen, die gleichzeitig mehrere Fernsehsendungen aus verschiedenen Kanälen aufzeichnen, während parallel dazu Filme über das Internet geladen werden. Im Auto könne mit Hilfe eines solchen Mehrfach-Prozessors neben der herkömmlichen Elektronik auch das Navigationssystem gesteuert und den Kindern auf dem Rücksitz ein Videospiel angeboten werden.

Der MPCore-Multiprozessor kann ab sofort von ARM lizenziert werden. Erste Halbleiter werden allerdings erst für das 2. Quartal 2005 erwartet. Für eine frühzeitige Softwareentwicklung für MPCore-Multiprozessordesigns bietet ARM ab sofort ein Entwicklungssystem mit dem Betriebssystem Linux und verschiedenen Entwicklungs-Tools an.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

In Deutschland hat das Zahlungsverhalten 2024 eine deutliche Entwicklung hin zu Sofortüberweisungen und Instant Payment…

51 Minuten ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago