Deutsche Chefsessel sind Schleudersitze
Die Leiter großer deutscher Unternehmen stehen massiv unter Druck.
Die Leiter großer deutscher Unternehmen stehen massiv unter Druck. Jeder zehnte CEO musste im vergangenen Jahr in Deutschland seinen Chefsessel räumen, berichtet der Management- und Technologieberater Booz Allen Hamilton. Die Fluktuation von Top-Managern in Europa habe damit erstmals die in den USA überstiegen.
Weltweit lag die Fluktuationsrate bei durchschnittlich 9,5 Prozent, Deutschland liegt mit 10,2 Prozent sogar noch über dem europäischen Schnitt von 9,7 Prozent. Zwar belegt die Studie global ein verlangsamtes Wechseltempo, allerdings sitzen Unternehmenslenker noch immer auf dem heißen Stuhl, wenn sie die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen. Europa und speziell Deutschland sind hier besonders rigoros. Nahezu jeder zweite CEO-Wechsel 2003 erfolgte aufgrund mangelhafter Leistung.
Weltweit kann sich ein Konzernchef durchschnittlich 7,6 Jahre im Chefsessel halten. In Deutschland harren die Bosse im Schnitt 7,9 Jahre in der Chefetage aus und liegen damit deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 6,6 Jahren. Je jünger der CEO beim Amtsantritt ist, desto häufiger wird er wegen ‘mangelhafter Leistung’ wieder entfernt, so die Studie.
Besonders schlecht schnitten extern rekrutierte CEOs ab: Sie bildeten 28 Prozent der weltweit abgelösten CEOs, im deutschsprachigen Raum sind es gar 58 Prozent. “Die Vorstellung eines fremden Retters ist ein Luxus, oder besser ein teurer Mythos. Aufsichtsräte sollten mit CEOs eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, ihnen helfen, erfolgreich zu werden und mit ihnen eine reibungslose, interne Nachfolge planen”, sagte Klaus-Peter Gushurst, Managing Partner von Booz Allen Hamilton.
Die Rate unfreiwilliger Wechsel ist seit 1998 erstmals global rückläufig – trotzdem: Seit 1995 stieg die Fluktuation von Spitzenmanagern um 170 Prozent. Besonders betroffen sind dabei nach Angaben der Studie Chefposten in der Rohstoffindustrie, sowie in den Branchen Gesundheit und Energie. Relativ sicher sitzen hingegen Chefs der Banken- und Finanzbranche, wobei auch hier Deutschland eine Ausnahme bildet.