Prominente Unterstützung hat sich der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry in Form des Apple-Chefs Steve Jobs in sein Team geholt. Der Rest der IT-Chefs in den USA steht scheinbar völlig vorbehaltlos für weitere vier Jahre hinter Bush. In Werbespots und auf Veranstaltungen machen sie Wahlkampf für den derzeitigen Präsidenten der USA und hoffen auf finanzielle und wirtschaftlich-strategische Vorteile.
Die mittlerweile als Bush-Beraterin bekannte Chefin von Hewlett-Packard, Carly Fiorina, steht dabei gar nicht in der ersten Reihe. In Videoclips, die für den konservativen Bush werben, der nicht nur wegen dem Irak-Krieg unter Beschuss steht, treten auf: Ebay-Chefin Meg Whitman, Yahoo-CEO Tommy Semel, Cisco-Boss John Chambers, Aufsichtsrätin Carol Bartz von Autodesk und Jim Barksdale, CEO von Barksdale Management. Prominent sind auch die individuellen Spender. So haben EDS-Chef Michael Jordan, Microsoft-Mitgründer Bill Gates, IBMs Sam Palmisano und Michael Dell vom gleichnamigen Computerkonzern in ihrer Funktion als Manager von High-Tech-Unternehmen die höchste erlaubte Einzelspende einer Privatperson an die Bush-Wahlbüros überwiesen, jeweils 2000 Dollar.
Die politischen Beobachter in den USA führen nach einem Bericht des Magazins Wired diese Schritte aber vor allem darauf zurück, dass IT-Konzerne besonders abhängig sind von der jeweiligen Regierung. Mit politischer Überzeugung von den CEOs oder gar den ganzen Unternehmen habe eine solche Spende nichts zu tun, sagte Steven Weiss, Unternehmenssprecher beim Center for Responsive Politics. Es werde unterstützt, wer eben aktuell an der Macht sei.
Die Umgestaltung des gesamten Verwaltungsapparats gehe schließlich auch bei einem Wahlsieg der Demokraten nicht allzu schnell und selbst bei einem Machtwechsel könnten sich die Bush-Unterstützer bis in den November hinein des Wohlwollens all der wichtigen Verwaltungsangestellten sicher sein. Eine vorweggenommene ‘Abwahl’ des amtierenden Präsidenten durch Spende an den Herausforderer sei hingegen ziemlich direkt und besage, dass ein Unternehmen sehenden Auges auf diese leicht zu gewinnende Unterstützung der verbleibenden Verwaltungsangestellten verzichten wolle. Es gebe neben der Mehrheit der IT-CEOs, die derzeit für Bush gespendet hätten auch eine stattliche Anzahl von Chefs, die den dritten Weg gingen und beiden Kandidaten spendeten, wie Intel-Chef Craig Barrett.
Außerdem sei es zu kurz gegriffen, zu behaupten, ganz Microsoft stünde beispielsweise im konservativen Lager. So sei die Entscheidung für die Wahlleute aus dem einen oder anderen Lager immer noch Privatsache und bei Microsoft beispielsweise, zitiert das Blatt aktuelle Zahlen, habe sich die Belegschaft für beide entschieden: 48 Prozent der Unterstützer hätten sich für Kerry und 52 Prozent für Bush entschieden. Das sei auch, so die Unternehmenssprecherin Ginny Terzano, eine ganz normale Sache, dass sich die Belegschaft nicht zwingend so entschieden müsse wie das Management.
Die vordergründigen Argumente für eine Spende an Bush – also seinen jüngsten Gusto für Forschung und Entwicklung, Zusagen für mehr IT-Ausgaben der Regierungsstellen und steuerliche Zuckerstücke sowie seine Position zum Outsourcing – dies alles dürfte zu den Wahlversprechen klassischer Art gehören. Das heißt, niemand ist sicher, ob diese Zusagen auch nach der Wahl unter einem US-Präsidenten namens George W. Bush noch Gültigkeit haben werden. Dazu gehört auch das im April von Bush angekündigte Breitband-Programm, das die Förderung von Hochtechnologien im Internetbereich zum Inhalt hat. Kerry hatte dies allerdings als zu urban kritisiert. An einen Ausbau in den ländlichen Gebieten sei nicht gedacht, während Stadtbewohner wie gewohnt bevorzugt würden. Außerdem sei die Regulierung nicht näher bestimmt, und damit die Wettbewerbsförderung. John Chambers von Cisco hat dieses Programm jedoch so sehr überzeugt, dass er in dem erwähnten Video sagte: “Bush versteht die Schlüsseltechnologien des High-Tech.”
Kerry plant ebenfalls steuerliche Erleichterungen und finanzielle Anreize für Firmen, die sich mit neuen Technologien beschäftigen. Außerdem weiß die Öffentlichkeit, dass er Bushs Pro-Outsourcing-Haltung wegen befürchtetem Stellenabbau kritisch gegenüber steht, was ihm bei den Konservativen den Ruf einbrachte, die Globalisierung verschlafen zu haben. Doch Steve Jobs und auch der Milliardär Warren Buffet werden Kerry künftig in wirtschaftlichen Fragen zur Seite stehen. Die zweite Verbindung zu Jobs stellt der ehemalige Vizepräsident Al Gore dar, der mittlerweile in Apples Aufsichtsrat sitzt. Auch aus der Finanzwelt gibt es aber – neben dem vermutlich zweitreichsten Mann der Welt – noch weitere schwergewichtige Unterstützung für die Demokraten: George Soros, der 74-jährige Milliardär und findige Finanzkapital-Jongleur, ist vor allem davon beeindruckt, dass der Vietnam-Veteran Kerry Politik und Krieg nicht verwechsle, während Bush den Krieg nie selbst erlebt habe.
Doch die IT-CEOs, so eine weitere Beobachterin der politischen Trends in den USA, würden naturgemäß auf einen Sieger setzen. Sollte Kerry also bei den Statistiken deutlich zulegen und sich eine stabile Führung abzeichnen, so würden die Technik-Chefs zusammen mit vielen anderen im gestreckten Galopp die Pferde wechseln.
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