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Bayern verdribbelt sich beim Fußball-WM-Portal

Am liebsten hätte es Edmund Stoiber gesehen, wenn die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nicht in ganz Deutschland, sondern nur in Bayern stattfinden würde. Anders kann man das neue Portal, mit dem sich der Freistaat für das sportliche Großereignis empfiehlt, nicht deuten. Sakradi, an der WM 2006 nehmen auch die Preußen teil.
Die lassen wir mal beiseite, sagt uns die Webseite in ihrer Gänze. Sangen 1974 die späteren deutschen Fußballweltmeister noch “Fußball ist unser Leben”, nutzt der bayerische Ministerpräsident den Sport hier zu seinem Vorteil schlicht aus – eine Schwalbe ist dieses Portal, es sollte Elfmeter geben, getroffen und dann abgepfiffen werden.

Dass die WM nicht nur in der Allianz-Arena und im Nürnberger Frankenstadion gespielt wird, vergessen die Bayern geflissentlich. Man gräbt lieber in der eigenen Vergangenheit, holt die heroischen Ereignisse hervor wie eben die WM 1974 oder die Olympischen Spiele 1972 und erinnert jeden daran, dass es ja noch ein Stadion gibt in München. Eines, in dem zur WM 2006 gar nicht gespielt wird.

Knapp 700 Tage vor der Eröffnungsfeier – ja, sie findet nebst Eröffnungsspiel in München statt – kann man sich regionalpatriotischer nicht zeigen. Da macht es so richtig Spaß als ausländische Mannschaft oder als fremder Investor zu sehen, in welcher trauten Einigkeit sich die Bundesrepublik präsentiert.

Bitte nicht traurig sein, Restdeutschland. Ihr könnt ja auch ein Portal ins Netz stellen. www.berlin2006.de zum Beispiel, und weil ihr nicht so freistaatlich orientiert seid, kümmert ihr euch doch um die Berichte über andere Länder, andere Spielstätten oder um die WM als solche. Das haben die Verantwortlichen, die Task Force, wie es auf Neubayerisch heißt, zwar auch noch vor. Es könnte allerdings etwas dazwischen kommen; dass dem Beckenbauer ein Bierkrug aus der Hand auf den Fuß fällt etwa und schon ist für ein erquickendes Interview mit der brasilianischen Fußballlegende Pelé leider kein Platz mehr.

Niemand aus der Task Force möchte aussprechen, dass die WM 2006 nicht nur eine Riesenchance für Bayern ist, wie es Stoiber bei der Präsentation von www.bayern2006.de ausgiebig erklärte, sondern auch dem Standort Deutschland insgesamt womöglich gut tut. Bundesinnenminister – oder in diesem Zusammenhang wohl besser Sportminister – Otto Schily hat erst heute den 3. Forschungsbericht zur WM 2006 vorgelegt und die Politikerkollegen über den derzeitigen Stand in Kenntnis gesetzt. Alles liefe nach Plan, heißt es da.

Gut zu hören. Der Plan, aus den deutschen Bundesländern eine einheitliche Mannschaft für die WM 2006 zu formen, droht derweil zu scheitern. Manche spielen sich als Star auf, der aber bekanntlich noch keine Mannschaft macht. Rehhagels Griechen haben erst jüngst in Portugal weniger durch brillanten Fußball denn durch Teamgeist das Turnier gewonnen. Bei uns ist alles beim Alten.

Silicon-Redaktion

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