Die IT steht im Irak noch in vielerlei Hinsicht ganz am Anfang der Entwicklung. Nach jahrzehntelanger Unterdrückung der Wirtschaftsentwicklung durch das Regime von Saddam Hussein keimt jetzt das Interesse bei Studenten und Konsumenten an der Computerei auf. Auf den Märkten in Bagdad sind Rechner schon für rund 150 Dollar zu haben. Problematisch sind nach wie vor jedoch flächendeckende Internetanschlüsse und vor allem der Zugang zu Open Source-Software.
So müsse sich die Erkenntnis, dass es auch eine Alternative zu Windows gibt, erst noch durchsetzen, erklärte ein Informatikstudent aus dem Irak. Für die Heimanwender sei ein Computer bislang gleichbedeutend mit dem Windows-Betriebssystem. Doch auch professionelle User schrecken noch vor der unter Umständen günstigeren Open-Source-Alternative zurück.
Das mag zum Teil auch damit zusammenhängen, dass auf dem Schwarzmarkt beinahe jedes gängige Programm für rund einen Dollar zu haben ist. Um bei den frisch gebackenen Anwendern im Irak auch ein Bewusstsein für Open Source-Software aufzubauen haben jetzt zwei Studenten die ‘Iraqi Linux User Group‘ ins Leben gerufen.
Nach Angaben der Initiatoren der Linux User Group müsste eigentlich derzeit jeder, der eine Linux-Distribution in den Irak schickt, die Erlaubnis des Department of Commerce einholen. Grund dafür sei eine starke Verschlüsselung in Linux-Systemen, die nach Ansicht der Amerikaner auch für terroristische Zwecke missbraucht werden könnte. Microsoft-Produkte und Suns Solaris hingegen dürfen gemäß den US-Handelsbestimmungen ohne Sondergenehmigung eingeführt werden, wie das Linux Journal mitteilte.
Obwohl es recht einfach sei, Linux-CDs in den Irak hinein zu bekommen, erfahren irakische Unternehmen große Hindernisse, wenn sie mit US-Firmen bei modernen Projekten zusammen arbeiten wollen, die alle bis zu einem gewissen Grad Verschlüsselungen verwenden. Dennoch könnten Linux-Distributionen auch ohne amerikanische Erlaubnis in den Irak gelangen, da es auch viele Möglichkeiten zum herunterladen außerhalb der USA gebe, wie zum Beispiel die Distribution Suse, und für diese gelte die US-Regelung nicht. Dennoch will die irakische User Group, die derzeit vor allem an chronischem Geldmangel leidet, Linux perspektivisch auf alle Server im Irak bringen.
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