Nach den aufgeflogenen Fusionsgesprächen zwischen Microsoft und SAP brodelt die Gerüchteküche um die Hintergründe. Branchenbeobachter diskutieren derzeit die Frage, ob das deutsche Software-Unternehmen weiterhin aus eigener Kraft überleben kann oder ob ein möglicher Deal für die Zukunft der Walldorfer zwingend wäre.
Manche sagen, es wäre ohnehin keine Fusion, sondern mehr eine Übernahme durch Microsoft gewesen. Das wird als Indiz dafür gewertet, das SAP vor allem gegen IBM und auch gegen Microsoft Unterstützung nötig hat. Die haben beide wie SAP den Plattformgedanken weiter gedacht und mit Dotnet (Microsoft) und Websphere (IBM) eben die Sparte besetzt, in die sich SAP mit der Netweaver-Plattform jetzt stürzen will. Künftig sollen alle SAP-Unternehmensanwendungen auf Netweaver aufbauen. Vielleicht war es nur Zufall, dass SAP mit Microsoft verhandelt hat. Es hätte auch IBM sein können. Auf Nachfrage des Wall Street Journals bei Big Blue wollte man sich dazu aber nicht äußern.
SAP-Sprecher Herbert Heitmann sagte gegenüber dem US-Blatt, dass “wir grundsätzlich nicht zum Verkauf stehen.” Sein Boss, Henning Kagermann, entgegnete, man wolle “weiter zuhören” und das tun, was am besten sei für Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter. Eher, so Heitmann weiter, suche sich SAP kleinere Softwarefirmen mit Produkten, die im SAP-Portfolio noch fehlen. Der Fokus könnte dabei auf Banking- oder Verkaufslösungen liegen. Gegen ein Schwächeln der Walldorfer spricht allerdings der gewachsene Marktanteil gegenüber dem Vorjahr. 2003 war zwar der Umsatz um 400 Millionen Dollar auf sieben Milliarden Dollar gefallen, aber der Gewinn stieg.
Auf der anderen Seite steht jetzt Microsoft immer noch allein da. Als gestern bekannt wurde, dass es Gespräche mit SAP gegeben hatte, war vielen gleich klar, warum. Der Gates-Konzern wollte endlich auch bei den großen Business-Software-Spezialisten mitmischen. Bislang hatte er hier nicht wirklich Fuß fassen können. Wie es da jetzt weiter geht, ist noch unklar.
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