Die Zeiten, als sich deutsche Nutzer von Tauschbörsen in Sicherheit wägen konnten, scheinen offenbar vorbei zu sein. Zum ersten Mal wurde jetzt hierzulande ein File-Sharer wegen illegalen Downloads von Musik belangt. Das Landgericht in Cottbus hatte einen 23-Jährigen zu 8000 Euro Strafe verurteilt. Im Vorfeld des Prozesses waren wohl auch private Fahnder der Phonoindustrie beteiligt.
Bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des nun Verurteilten fand die Polizei eine Festplatte mit 6000 MP3-Dateien und einhundert gebrannte CDs mit rund tausend Liedern. Auch im Raum Stuttgart wurde jetzt die Polizei fündig und hat mehrere Tausend Downloads in einer Wohnung sichergestellt. In beiden Fällen sind die Ermittlungsbehörden über Service Provider an die persönlichen Daten gekommen.
Erstaunlich ist, dass bei der Razzia in Stuttgart offenbar auch ein Mitarbeiter der Firma proMedia vor Ort war. Der Anwalt des Tauschbörsianers erklärte, dass die Klägerseite dadurch sich schnell einen ersten Eindruck machen wollte, um dadurch den langwierigen Amtsweg zu umgehen. Die Anwälte der Phonoverbände verlangen pauschal 10.000 Euro Schadensersatz, und drohen, ähnlich wie in Amerika die RIAA, ansonsten mit Schritten vor Gericht. Die Musikindustrie musste sich wegen dieser Praxis in den USA bei der Verfolgung von Tauschbörsennutzern auch Vorwürfe wegen mafiöser Methoden gefallen lassen.
Ein Vertreter des deutschen Phonoverbandes sprach indes bei der aktuellen Verurteilung von einem Präzedenzfall und erklärte, dass weitere Verurteilungen folgen werden. Auf der Homepage des Netzwerks ‘Neue Medien’ erklärte der Vorsitzende Markus Beckedahl: “Es ist traurig, dass der Phonoverband denkt, er müsse einen Auszubildenden für den Konsum und das Tauschen von Musik verfolgen und 8000 Euro von ihm verlangen.” Die eigene Zielgruppe zu verklagen, sei der falsche Weg. Im Zeitalter des Internets seien neue Wege gefragt, erklärte der Vorsitzende und schlägt eine Flatrate für Musik-Downloads vor.
Wegen der zahlreichen Klagen gegen Tauschbörsen-Nutzern hatte der Chaos Computer Club (CCC) zu einem Boykott gegen die Musikindustrie aufgerufen. Die Verkaufseinbrüche bei Musik gingen auf das Konto der Phonoindustrie so der Vorwurf der Computer-Aktivisten, da sie auf den neuen Trend nicht mit entsprechenden Angeboten reagiert habe.
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