Während die Öffentlichkeit noch darüber spekuliert, warum die Fusion von SAP und Microsoft gescheitert ist, fallen Henning Kagermann, SAP-Vorstandssprecher, jede Menge Argumente für eine Fusion ein.
Kurz nachdem SAP und Microsoft mitteilten, sie planten keine Neuauflage der gescheiterten Gespräche, sagte Kagermann der New York Times: “Als Profi würde ich niemals etwas für ein Unternehmen für immer ausschließen. Das kann ich nicht.”
Der Markt für Business-Software, um den SAP und Microsoft konkurrierten, habe ein Volumen von 30 Milliarden Dollar, so Kagermann. Die Unternehmen passten gut zusammen: Während Microsoft mit seiner Dotnet-Plattform auf kleine und mittelgroße Unternehmen ziele, habe SAP die größeren Unternehmen im Visier.
Die Einwände von Kartellbehörden vorwegnehmend, meinte Kagermann: “Wir passen besser zusammen als Oracle und Peoplesoft, weil sich unsere Angebote nicht überlappen”. SAP und Microsoft seien zusammen eine “eindrucksvolle Herausforderung” für die Konkurrenten, seien diese nun Oracle, Peoplesoft oder IBM.
Er glaube, dass “eine Handvoll globaler Giganten” den Markt für Business-Software untereinander aufteilen werden, sagte Kagermann. Diese Riesen würden durch kleine, innovative Unternehmen “befruchtet”. SAP könne einer dieser Giganten sein, und dies auch ohne eine Fusion. Das Unternehmen kontrolliere 54 Prozent des weltweiten Marktes für Unternehmenssoftware, an dem Oracle 13 Prozent und Microsoft 11 Prozent halten.
Microsoft hatte vor einer Woche verlautbart, eine Fusion sei “zu kompliziert”. Danach waren die unterschiedlichen Unternehmenskulturen ein wichtiger Grund für das Scheitern der Gespräche. Kagermann sagte dagegen, für SAP seien die Gespräche nie in ein Stadium gekommen, in dem man sich über dieses Thema Gedanken gemacht habe. Für SAP sei es stets darum gegangen, ob die Fusion eine “Value Proposition” liefere, so Kagermann.
SAP sei nur an Abmachungen interessiert, die eine Lücke im Angebot des Unternehmens schließen. Dabei sei das Unternehmen jetzt “für kleinere Akquisitionen offener als vor vier, fünf Jahren”, wie Kagermann gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte. Ziel einer Übernahme sei es demnach, das Unternehmen in einer Branche oder in einer Technologie zu stärken oder ein Land wie etwa China zu erobern.
SAP spreche mit Microsoft “seit Jahren über Kooperationen”, so Kagermann. In den Gesprächen sei es nicht “um Schlucken” gegangen. Auf die Frage, ob es denkbar sei, dass Microsoft den SAP-Gründern Aktien abkaufe und den Konzern übernehme, meinte er: “Theoretisch ist alles möglich. Nach Abschluss unserer Gespräche gehe ich aber nicht davon aus.”
Derweil hat Dietmar Hopp, einer der fünf SAP-Gründer, eine Lanze für die Eigenständigkeit von SAP gebrochen. “Der Chance, [zusammen mit Microsoft] ein unschlagbares Imperium zu schaffen, steht ja schon ein gewisses Erfolgsrisiko gegenüber”, so Hopp im Nachrichtenmagazin Focus. Hopp sitzt im SAP-Aufsichtsrat und hält zusammen mit den Firmengründern Hasso Plattner und Klaus Tschira 38 Prozent der SAP-Anteile.
In der Softwarebranche sollte man zwar nicht in vielen Jahren denken, meinte Hopp. Für die nächsten fünf Jahre sei SAP aber auf der sicheren Seite. “In der Konstellation mit Microsoft wäre das Unternehmen vielleicht 20 Jahre auf der sicheren Seite gewesen”, so Hopp.
Laut Kagermann haben die geplatzten Fusionsverhandlungen für SAP noch einen angenehmen Nebeneffekt: SAP wird weltweit bekannt. Während die Gespräche für Branchenkenner keine Überraschung gewesen seien, hätten große Teile der Weltöffentlichkeit sie als SAPs ‘Coming-Out’ wahrgenommen.
“Microsoft und IBM sind schon sehr bekannte Marken”, so Kagermann in der New York Times. “Wir sind in Deutschland sehr bekannt. Das war bislang alles.”
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