Störsender soll italienische Handy-Leidenschaft zügeln
Die Zeiten, in denen Schüler am Vorabend einer Prüfung, kunstvoll mikroskopisch-kleine Spickzettel für den Rockaufschlag anfertigten, sind längst vorbei.
Die Zeiten, in denen Schüler am Vorabend einer Prüfung, kunstvoll mikroskopisch-kleine Spickzettel für den Rockaufschlag anfertigten, sind längst vorbei. Gerissene Handy-Kids von heute geben Prüfungsaufgaben per SMS an Verbündete weiter und lassen sich die Lösung unters Pult funken. Dank MMS können Aufgaben inzwischen sogar auch fotografiert und verschickt werden. In Italien will man jetzt mit militärischem Gerät gegen diese Unsitte vorgehen.
“Die meisten Schulen nehmen ihren Schülern die Handys vor einer Prüfung ab, doch dank der neuen Methode können wir sicher sein, dass nicht ein Gerät durchrutscht”, sagt Benedetto Di Rienzo, Direktor einer Schule in Busto Arsizio, die das Störgerät gerade im Auftrag des Kultusministeriums testet. Die kastenähnlichen Sender mit dem Namen C-Guard wurden gemeinsam von Militär und Verteidigungsministerium entwickelt. In geschlossenen Räumen werden Signale damit in einem Umkreis von rund 80 Metern gestört.
Die italienische Regierung erwägt die Geräte in ganz Italien zu installieren, um Betrug während Universitätsexamen zu verhindern. Schulrektor Di Rienzo ist von der Technik so begeistert, dass er die Störsender künftig auch während des regulären Unterrichts einsetzen will.
Überlegungen wie diese enthalten jedoch gerade in Italien jede Menge Zündstoff. Das Land ist von seinen Handys geradezu besessen – nicht nur Schüler, auch Lehrer bestehen auf ihre ständige Handybegleitung. Rienzo denkt deshalb an einen Kompromiss und will die Anti-Handy-Geräte während der Mittagspause abschalten.